Mittwoch, 28. Dezember 2011

Nachweihnachtszeit

Tja, Weihnachten auch schon wieder vorbei. Der Weg ist also frei für die Schokohasen.
Ging doch fix.
Ich hoffe natürlich, dass alle wunderschöne Weihnachtstage gehabt haben, die hässlichen Socken von Tante Herta und die scheußliche CD von Oma Elfriede inzwischen erfolgreich umgetauscht wurde und auch ansonsten keine größere Schäden zurückgeblieben sind – kurzum: wohlauf in die Zeit, die danach kommt!

Doch Moment mal, was genau ist das eigentlich, was da jetzt kommt? Gefühlt die Weihnachtsfeiertage drei bis  sechs – denn mal ehrlich. Kennen Sie mehr als fünf Personen aus ihrem engeren Bekanntenkreis, die gerade irgendwie arbeiten? Bei Lehramtsstudenten tendiert diese Zahl sogar gegen Null.

„Zwischen den Jahren“ – ja, eine verrückte Zeit. Man tut eigentlich nichts, außer das Weihnachtsessen verdauen, faul rumliegen, auf Silvester warten – zumindest in der Theorie. Studenten haben „zwischen den Jahren“ zwar in der Regel Weihnachts- oder gar schon Semesterferien, aber gerade das, so viel haben wir ja inzwischen gelernt, bedeutet Hausarbeiten schreiben, Kenntnisse auffrischen, lernen, lernen…achso und lernen.

Und sich Gedanken darüber machen, wo eigentlich diese Formulierung „Zwischen den Jahren“ herkommt. So als perfekte Ablenkung von der eigentlichen Arbeit.

„Zwischen den Jahren“… mh, eigentlich schwachsinnig. Könnte ein Bachelorabsolvent erfunden haben. „Zwischen den Jahren“, das macht doch eigentlich gar keinen Sinn. Zumindest in der heutigen Zeit. Denn auch diese seltsamen Tage vom 26. bis zum 30. Dezember liegen ja noch im alten Jahr. Dann kommt das neue. Also nix mit „zwischen irgendwelchen Jahren“. Blödsinn.

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War früher übrigens anders. Denn die Bezeichnung „zwischen den Jahren“ stammt aus Zeiten, als das christliche Jahr offiziell am 24. Dezember endete, das neue aber erst am 6. Januar anfing. Und dazwischen lagen halt einfach ein paar Tage, die man vergessen hatte. „Zwischen den Jahren“ quasi. Dumm gelaufen. Und weil es wahrscheinlich Schwachsinn wäre, an Tagen, die es eigentlich gar nicht zu geben hat, zu arbeiten, hat halt schon im Mittelalter wahrscheinlich – wie heute auch – an diesen Tagen niemand irgendetwas Produktives gemacht.

Außer wahrscheinlich auch damals schon die Studenten.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Studis

Ich bin nicht putzig.

Nein echt nicht. Und ich will auch nicht, dass man mir ein unglaublich putziges Prädikat aufdrückt. Ich bin Student. Stu-dent. Kein Studi. Was ist das eigentlich, diese unglaublich schreckliche Wortschöpfung, die man leider heutzutage überall ertragen muss („Studiticket“, „Studitarif“…)? Eine Kurzform? Eine Koseform? Die Rache von Katja Burkhardt an der Menschheit? Sfüsf.

Foto: Deutsche Fotothek (CC-by-sa-3.0)
Mal ehrlich: Müssen wir heutzutage eigentlich für alles eine dämliche Verniedlichung haben? Ich will kein „Studi“ sein in dieser Welt, in die mich meine …nein, nicht meine „Ellis“ – meine Eltern mich gesetzt haben. Und ich fahre zur Uni auch immer noch mit den Öffentlichen und nicht mit den „Öffis“. Und so weiter.

Warum tut der Mensch sowas? Müssen wir uns von unserem trostlosen Leben ablenken, in dem wir uns einreden, in Wirklichkeit sei alles so klein, und putzig und niedlich und rosarot! Wir sind doch alle Kätzchen, Häschen und Mausis! Und bevor jetzt die Pragmatiker sagen, die i-Endung sei doch praktisch, weil es aus dem langen Wort Student den „Studi“ macht. Warum wird dann aus dem „Hans“ der „Hansi“ und aus dem „Sven“ der „Svenni“. Und haben Sie mal die Zeit gestoppt, die man braucht, um „Stu-dent“ und „Stu-di“ zu sagen?
Mordsabkürzung.

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Sind wir denn hier im Kindergarten?! Wo überall kleine niedliche Studis rumlaufen, die von ihren Ellis an die Unis geschickt werden und fröhlich mit ihren Tickets der Öffis rumwedeln? Hallo? Universitäten sind doch keine Kindergärten…ist die die Mehrzahl der Kurzform von Kindergarten = KiGa jetzt eigentlich KiGäs wegen Kindergärten oder doch eher KiGas? Ach, egal. Sind ja keine Kindergärten. Oder doch? Passen würde es ja irgendwie schon. Seit dem Bachelor sind die Studenten ja gut behütet und geleitet. Wenn man gut „behütet“ als „keine Wahlfreiheit und Freiräume mehr“ definiert natürlich. Deswegen bin ich aber doch noch lange kein „Studi“!

Argh.
Gleich lauf ich Amok. Oder heißt das jetzt Ami? Amoki? Egal. Denn auf eins können Sie Gift nehmen:

Ich bin nicht putzig!


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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Klauen

Ein ganz normaler Morgen in einer Studenten-WG…

Sie geht zur Tür raus, er ruft ihr hinterher: „Schatzi, viel Spaß an der Uni! Und vergiss nicht Klopapier zu klauen!“
Bitte was?
Ja, richtig gehört.
Schockierend. Aber die Realität.

Studenten sind nun mal knapp bei Kasse. Und gerade die, die die Moral vielleicht nicht unbedingt mit Löffeln eingetrichtert bekommen haben, versuchen nun mal bei jeder Gelegenheit, dafür zu sorgen, dass diese knappe Kasse  durch den Einkauf lästiger, aber nun  mal nötiger Gebrauchsgegenstände, nicht weiter geschmälert wird. Die Uni hat‘s doch.

Die Rache am Bafög-Amt liegt quasi im Klopapier.

Um es mal mit dem Lieblingssatzanfang der meisten Studenten zu sagen: „Kennst du die Scrubs-Folge…“ in der alle die Joghurts und Klamotten im Krankenhaus klauen, weil‘s halt so praktisch ist und das Gehalt auch nicht so pralle? Ist an der Uni genauso. Gut, da gibt’s relativ selten Arztkittel zu klauen. Vielleicht mal ‘nen Laborkittel.

Jetzt sagen Sie nicht, sie hätten sich nie gefragt, warum an der Uni die Handtücher immer so neu sind.

Der Saarländer hat dafür sogar ein Sprichwort: „Mir hulles damit’s net fortkummt.“ Nicht, dass am Ende noch jemand was klaut. Was nicht heißt, dass es sowas nur im Saarland gibt. Die waren nur so schlau, ein Sprichwort daraus zu machen.

Wahrscheinlich machen die Unis in Deutschland gerade mit Klopapier, Seifenspenderfüllung und Lehrstuhl-Kaffeetassen jährlich Millionenverluste.
Und an wem bleibt das am Ende wieder über irgendwelche Studiengebühren oder Verwaltungsbeiträge hängen? Genau.  An den Studenten.

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Und die gehen dann wieder auf die Straße und jammern, sie stünden bis zum Hals in der Scheiße, weil irgendjemand da oben wieder unverständliche Regeln beschlossen hat.

Vielleicht ist die Sache ja viel einfacher.

Vielleicht liegt das mit der Scheiße bis zum Hals ja einfach daran, dass irgendjemand das ganze Klopapier geklaut hat.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Buddies

Sehe ich doch neulich an der Tür eines Hörsaals einen Zettel kleben: „Buddies gesucht“. Also frei übersetzt: „Freunde gesucht.“

Oh. Armes kleines Studentenpuh.
Foto: HerrKrueger (CC-by-sa-2.0)
Aber wen wundert’s, mag man denken. Wie soll der Student heutzutage auch noch zu Freunden kommen, wenn nicht über solche verzweifelten Aufrufe? Denn man hört ja immer wieder, im Bachelorstudium bliebe ja überhaupt keine Zeit mehr für Freizeit, geschweige denn soziale Kontakte.

Klar, der Zettel, der da an der Hörsaaltür hing, hat natürlich nur Leute gesucht, die für Austauschstudenten aus dem Ausland den „Buddy“ spielen, also die hier ein bisschen eingewöhnen und denen die Stadt näher bringen. Aber ein wirklicher, ausgeschriebener Hilfeschrei nach Freunden hätte mich jetzt auch nicht groß gewundert. Nicht etwa aus den oben genannten Gründen – denn hallo, ich kenne niemand, der nicht mal Zeit für ein Bier oder einen guten Freund gehabt hätte im Studium. Nein eher aus anderen Gründen.

Social Networks.
Unsereins lebt ja quasi nur noch in Facebook und Co. Ich nehm‘ mich da selbst auch gar nicht aus. Auch bei mir ist eine der zuerst geöffneten Seiten, wenn ich morgens den Computer hochfahre, dieses vermaledeite Gesichtsbuch. Aber: Ich hab mir bisher immer eingebildet, dieses „Social network“ halbwegs sinnvoll und in angemessenem Umfang zu nutzen. Wenn jemand gerade in den USA oder in Thailand sitzt ist es nun mal blöd, ihn mal eben schnell auf ein Bier einzuladen. Kann man prinzipiell schon, aber er wird nicht kommen.

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Aber was manche Leute – auch Studenten – da so schreiben...
„Grade aufgestanden. Gehe jetzt an die Uni.“
Jo, schön.
Hätte ich dann in zehn Minuten auch so gesehen. Und je nachdem, wer du bist, hätte es auch dann noch gereicht, mir damit den Tag zu versauen.
„Koche jetzt. Lecker.“
Glückwunsch.
Oder ganz super: XY hat an Zs Pinnwand geschrieben: „Sitze grade neben dir in der Bib.“ Woraufhin Z natürlich binnen 10 Sekunden antwortet: „Hihi.“
Das sind doch mal „soziale“ Kontakte. Und da würde sich wirklich noch jemand wundern, wenn jemand richtige Freunde per Ausschreibung sucht?

Moment, ich bin gleich wieder da. Ich muss grade mal auf Facebook posten, dass ich eine neue Folge fertig habe...

Mittwoch, 30. November 2011

Multifunktionalität

Bachelorstudenten sind Flaschen.
Naja, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Was aber durchaus stimmen kann, ist, dass Bachelorstudenten oftmals lediglich an der Oberfläche kratzen. Wie soll das auch anders gehen, wenn man in nur sechs, je nach Organisation der Bachelorarbeit vielleicht sogar nur fünf Semestern, alle Themen, die so ein Studiengang hergibt, abgehandelt haben soll?

Also geht nach sechs Semestern im Prinzip eine Horde von Generalisten von der Uni ab, die sich zwar irgendwie überall auskennen, aber doch nirgendwo so richtig. Richtig lustig wird es dann, wenn der Psychologe, der Jurist und der Politikwissenschaftler auf der Bachelorabsolventenfeier feststellen, dass sie sich im Wissen eigentlich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Nichts ist in jeder Fachrichtung gleichbleibend nichts.

Bitter.
Ich überlasse es jetzt Ihnen, ob sie das Prädikat „Flasche“ hier verteilen wollen. Und an wen. An den armen Studenten oder doch lieber an diejenigen, die sich dieses System ausgedacht haben?

Aber nutzen wird doch unsere Unwissenheit! Das geht.
Wirklich.
Sehe ich doch neulich im heute journal einen jungen Politologen, der als Experte für die Piratenpartei aufgetreten ist. Gut. Derselbe Typ wird dann aber in den Tagesthemen  eine halbe Stunde später plötzlich als Experte für Brandanschläge auf die Bahn verkauft. Und hätten sich auf RTL und Sat 1 um diese Zeit nicht schon seltsame Frauen ausgezogen oder Möchtegern-Nachwuchsmoderatoren einen auf Late-Night gemacht, der Typ hätte mir da bestimmt auch noch was über Rentenkürzung und Windkraft erzählt. Aus wenig, viel gemacht, würd ich sagen.

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Man darf von nix ‘ne Ahnung haben. Man muss nur wissen, wie man es gut verkauft. Und schon ist man zum selben Zeitpunkt Experte für Schopenhauer und Dosenpfand.

Oder Flaschen.

Mittwoch, 23. November 2011

Konstanz

Joa, zugegeben: Die Mensen an deutschen Universitäten sind weder für ihre kulinarischen Genüsse, noch für ihr kreatives oder gar abwechslungsreiches Angebot bekannt. Besonders, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, immer nur an einem bestimmten Wochentag in die Mensa geht, wundert man sich doch, wie klein die Speisenpalette wirklich ist. Gut, manchmal wird es ganz gut getarnt, dann steht da zwar „Putenschnitzel mit Rahmsoße“, aber weder vom Anblick, von der Konsistenz und ich wette auch von den Inhaltsstoffen her unterscheidet sich dieses Menü nicht großartig vom „Hüftsteak in dunkler Soße“ aus der Vorwoche.

Halb so wild, man muss die Sache nur anders angehen und – wie so oft im Studium – aus der Not ganz einfach eine Tugend machen. So ein immer gleiches Mensaessen kann nämlich sehr schnell zum Ritual und damit zu einem großartigen Rückhalt im unsteten und schnelllebigen Studentenwahnsinn werden. Quasi eine Oase des geordneten Rückzugs.

In Mannheim funktioniert das mit Pfannkuchen ganz gut.
Freitags.

Normalerweise. Hat es doch tatsächlich am Freitag keine Pfannkuchen am Grill gegeben! Sondern nur gähnende Leere! Nichts. Nothing. Rien. Das kann man doch uns Einmal-die-Woche-und-das-auch-noch-an-einem-bestimmten-Tag-in-die-Mensa-Gehern nicht antun! Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Alles läuft durcheinander und total willkürlich ab, seitdem irgendwann mal jemand ein Blitzstudium eingeführt hat, ohne wirklich klare und allgemeinverbindliche Regeln dafür miteinzuführen.

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Wo bitte sonst soll man da noch ein kleines bisschen Konstanz als Ort der Ausgeglichenheit und kurzzeitigen Ruhe finden? Mensa-Pfannkuchen am Freitagmittag, das ist wie der seit Jahrzehnten immer gleiche Tatort-Vorspann, Angela Merkels gleichbleibend scheußliche Frisur nebst passendem Gesichtsausdruck oder die konstante „Stärke“ von englischen Mannschaften am Elfmeterpunkt. Wo soll der verzweifelte Student sonst noch Halt finden in seinem Leben, wenn nicht am Pfannkuchen?
Und der wird ihm einfach so brutalst genommen. Als hätte man Frau Merkel zum Frisör geschickt. Einfach so! Kein Pfannkuchen am Grill!

Nicht, dass ich Pfannkuchen mögen oder gar essen würde.

Aber ich hätte ihn prinzipiell auch an diesem Freitag mal wieder nehmen können und mich mal wieder dann gegen ihn entscheiden. So ein bisschen Konstanz ist in diesen schweren Zeiten nun doch wirklich nicht zu viel verlangt.

Mittwoch, 16. November 2011

Zwei Wochen

Ja, ich bin wieder da. Ich muss mich auch noch mal in aller Form entschuldigen, aber die letzten zwei Wochen war ich ganz einfach krank. Und damit meine ich jetzt nicht „krank“ im Sinne von „Ich hatte keinen Bock, mir irgendeinen neuen Blödsinn auszudenken“, sondern richtig krank. Flach gelegen im Bett. Rien ne vas plus. Ok, Ideen, um mich aufzurappeln und schon wieder eine Schnupfenfolge zu schreiben, hatte ich genau genommen auch nicht.
 
Foto: Fluff (CC-by-sa-3.0)
Jetzt werden Sie sicher sagen: „Zwei Wochen krank? Kann man sich das heutzutage überhaupt noch erlauben, wo doch alles so schnelllebig ist, vor allem im Studium?“ Sollte man ja meinen. Zumindest wird einem das doch immer wieder eingeredet. Und jaja – „Zwei Mal fehlen ist ja noch ok, aber wenn Sie dann die dritte Sitzung nicht besuchen – mhhh, also dann können Sie leider nicht mehr bestehen. Da haben Sie ja schon ein Vier-Komma-Periode-Sechstel des Semesters verpasst!“ Zwei Wochen! Was sind zwei Wochen gemessen am deutschen Durchschnittsleben von 79,8 Jahren? Oder anders ausgedrückt: 4149 Wochen und vier Tage, vier Stunden und 48 Minuten?
Zwei lächerliche Wochen sind da nichts!
Und selbst ein Bachelorstudium dauert ja immer noch drei Jahre. Mal ganz davon abgesehen, dass es ja tatsächlich auch in diesen besagten zwei Wochen Stoff geben könnte, den man gar nicht braucht. Oder den man nicht nicht nachholen könnte.
Zwei Wochen!
Das ist wahrscheinlich deutschlandweit gesehen gerade mal die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für einen Antrag auf einen Bibliotheksausweis. Also wenn Sie die UB fragen: nichts!
Das längste Konklave, also die Versammlung von Bischöfen die sich in der Sixtinischen Kapelle einschließt, um den Papst zu wählen, hat sogar zwei Jahre, neun Monate und zwei Tage gedauert. 122 Wochen und ein paar zerquetschte! Wer also als gläubiger Katholik am ersten Tag schwer krank geworden ist und erst nach zwei Jahren, neun Monaten und einem Tag wieder etwas mitbekommen hätte, hätte er nichts verpasst.
 
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Pff. Zwei Wochen. Grade mal eine halbe Fußballweltmeisterschaft (wer braucht heutzutage noch die langweiligen Vorrundenspiele?). Zwei Wochen, das sind…das sind…
Um es kurz zu machen: Ich lebe noch. Und mein akademischer Abschluss ist nach zwei Wochen mit Grippe auch nicht in Gefahr.
Wäre doch auch schade.
Jetzt, wo ich zurückkomme und mein UB-Ausweis ist fertig.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Sicherheit

Sicherheit ist eine tolle Sache. Am Flughafen, im Internet – und auch an der Uni. Nur, wenn man es mit der Sicherheit übertreibt, kann's schnell nervig werden. Wie an der Uni Mainz zum Beispiel.

Die hat inzwischen – obwohl in Rheinland-Pfalz gelegen – schon ein eigenes Internetportal, hab ich mir sagen lassen. Und dafür braucht jeder Student natürlich einen Benutzernamen und ein Passwort. Soweit so gut. Nur dann geht’s los: Um seinen Benutzernamen freizuschalten und ein Passwort festzulegen, braucht jeder Student erstmal einen PUK, also einen Zahlen-/Buchstabencode. Den kriegt jeder normal jeder Ersti mit der Post zugeschickt. Aber natürlich nicht mit den Unterlagen, die jeder nach der Einschreibung bekommt. Sicherheit und so. Sondern separat zugeschickt.

Außer den Erstis, die ihn nicht mit der Post zugeschickt bekommen. Weil die Uni es trotz rechtzeitiger Rückmeldung nicht geschafft hat, die Studenten rechtzeitig einzuschreiben. Und die darüber natürlich nicht informiert wurden. Und sich in der Veranstaltungsanmeldungsphase wundern, warum sie eigentlich immer noch keinen Zugang haben. Gut.

Wer von diesen Studenten sich die Mühe macht und sich bei der zuständigen Stelle durch die Telefonschleife kämpft, der darf sich seinen PUK dann irgendwann auf dem Campus abholen. Und dann geht’s endlich los? Ähm, nein. Denn wichtige Sachen, wie Prüfungsanmeldungen, brauchen – genau – Sicherheit. Und die kann man deswegen im Portal nur tätigen, wenn man einen TAN, also wieder einen Sicherheitscode, eingibt. Die TANS gibt’s auch auf dem Campus. Natürlich in einer ganz anderen Ecke, aber hey.

Also es kann ja sein, dass das sicherheitstechnisch grob fahrlässig ist, aber an anderen Unis bekommt jeder seinen Benutzernamen und sein Passwort einfach mit dem Studentenausweis und dem ganzen Kram zugeschickt. In Mannheim zum Beispiel.

Ok, in Mannheim könnte die Erklärung, warum sich keiner um Sicherheit und Datenschutz kümmert, einfach daran liegen, dass in diesem Feld die meisten Absolventen da später mal ihre Kohle machen. Datenschutz und Marketing passen jetzt bekanntlich ja nicht sooo gut zusammen.

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Einen Vorteil hat das hochmoderne Holen-Sie-da-einen-Code-und-da-eine-Liste-machen-Sie-beim-Einloggen-alle-Rolladen-zu-und-durchsuchen-Sie-vorher-ihre-Wohung-auf-Wanzen-System in Mainz ja schon, so zumindest meine Theorie: Ein Ersti hat schon nach der Einführungswoche den ganzen Campus und die halbe Stadt kennen gelernt.

Und sein Account ist auch noch ab-so-lut sicher.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Sitzen

Zu den netten Sachen, die es früher mal an der Uni gegeben hat und die langsam aussterben, gehören auch Sitzscheine.
Foto: mkorsakov (CC-by-nc-sa-2.0)

Sitzscheine.
Man setzt sich irgendwo hin und wird dafür belohnt. Undenkbar in Zeiten, in denen alles an der Uni irgendwie mit irgendwelchen Credits belohnt werden muss und man am besten schon nach der Begrüßungsrede des Rektors die erste Prüfungsleistung abliefert.
Sitzscheine! Ohne Prüfung!

Wie hat es mal ein netter holländischer Professor von mir ausgedrückt: „In Deutschland kann man sogar dafür belohnt werden, dass man irgendwo rumsitzt. Das kennen wir Holländer gar nicht.“
Naja, darüber kann man jetzt streiten. Das wird jeder bestätigen können, der schon mal hinter einem holländischen Wohnwagen hergezuckelt ist. Der Fahrer sitzt im Prinzip auch nur auf der Straße rum, bewegt sich zumindest nicht merklich. Und wird dafür belohnt: Mit einer mautfreien deutschen Autobahn statt in Frankreich gen Süden zu…zuckeln.
Dann aber keine Sitzscheine an der Uni haben.

Aber die Deutschen lieben nun mal das Rumsitzen. Nicht nur an der Uni. Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden, die meisten davon werden heute Lehrer – also quasi die Grundpfeiler der deutschen Bildung von morgen – waren schon während ihrer Schulzeit ein wahrer Meister im Sitzen….bleiben.

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Die Deutschen lieben das Rumsitzen.
Außer natürlich beim Fußball. Da ist Sitzen für den Arsch. Und das nicht nur auf den Stehplätzen. Nein, wenn’s mal richtig abgeht im Stadion, sitzt niemand mehr. Egal wie scheißteuer die Plätze sind und obwohl die Eintrittspreise obendrein auch noch immer weiter steigen.

Und genau da haben die Unis sich das Ganze wohl auch abgeguckt: Die haben die Eintrittspreise nämlich vielerorts auch erhöht – gleich mal so um die 500 Euro im Semester – aber dazu auch gleich das Sitzen abgeschafft.
Is‘ ja eh für‘n Arsch.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Innovationen

Im Hunsrück finden aktuell die „Hochwälder Kartoffeltage“ statt. Das ist nun höchstens für den Auswärtigen etwas Verwunderliches, schließlich würde der Rheinland-Pfälzer für seine geliebten „Grumbiere“ alles tun – wenns sein muss, sogar einen Feiertag einführen.

Foto: Rasbak (CC-by-sa-3.0)
Viel interessanter ist jedoch das Programm dieser Kartoffeltage: „Kinder-Kartoffelernte“ wird da als großes Higlight angekündigt.
Mhjoa. Früher nannte man das glaub ich – ja, Kinderarbeit.
Heute macht man ein Event daraus.
Ist ja eigentlich nur richtig bei den ganzen verwöhnten, fettleibigen Göhren, die den ganzen Tag nur vorm Computer und der Glotze liegen und denken, dass Kühe lila sind und Frühstückseier an Bäumen wachsen. Raus auf den Acker.

Neue Zeiten bringen neue Geschäftsideen. Ist doch auch im Bachelor so. Seit es das schnelle Studium, den unglaublichen Leistungsdruck und Bullämie-Lernen gibt, kriechen die gewitzten Geschäftsmänner nur so aus ihren Löchern. Die sind ja auch nicht blöd. Haben ja schließlich noch auf Diplom oder Magister studiert.

Da gibt es zum Beispiel Plattformen im Internet, auf denen Studenten die Exzerpte, Vorlesungsmitschriften oder Notizen anderer Studenten herunterladen können – natürlich gegen Bares. Oder natürlich der beliebte Singlemarkt für „Akademiker und Leute mit Niveau“. Bachelorstudenten sind einsam.

Dennoch – ganz ausgeschöpft sind die Möglichkeiten, die der neue Bachelor-Markt bietet, noch lange nicht. Ich hätte da noch jede Menge Ideen.
Man sollte doch zum Beispiel mal endlich die Kaffee-Infusion patentieren lassen und großräumig vermarkten. Schon zu Weihnachten könnten die Läden voll sein. Wenn man es nur richtig anpackt.
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Oder wie ist es mit dem praktischen Augenaufhalter? Man müsste nie mehr harmlose Streichhölzer missbrauchen! Der vollautomatische Unterschriftenfälscher für Anwesenheitslisten? Tabletten gegen Magenbeschwerden nach dem Essen in der Mensa? Plüschbesetzte ECTS-Punkte-Sammel-Täschchen?

So schwer kann das doch nicht sein. Wenn selbst die Hunsrücker Kartoffelbauern auf innovative Ideen kommen.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Erwartungshaltung

Die moderne Popkultur hat einen großen Einfluss auf unser tägliches Leben. Auch auf die Uni.

Foto: Alesa Dam (CC-by-nc-sa-2.0)
Da bekomme ich doch letztens tatsächlich mit, wie sich zwei Studentinnen, augenscheinlich Erstis, miteinander über ihre Professoren unterhalten. Und die Erwartungen, die sie vorher hatten. Die Erwartungen, die sie aus Harry Potter hatten. Mhja.

Ich hab dann leider nur die Augen verdreht und bin weitergegangen – ein Fehler, den ich inzwischen doch sehr bereue. Ich hätte viel lieber fragen sollen: „Wie habt ihr euch denn eure Professoren vorher vorgestellt? Wie der fiese Professor Snape oder wie die gutmütige Professor McGonagall? Oder doch eher wie die total bekloppte Professor Trelawney?“ Also die mit der riesen Brille, dem Struwwelkopf und den Kristallkugeln. Und dem Schuss halt.

Aber keine Sorge: egal, wie sich die beiden Studentinnen ihre Professoren, gründend auf ihren empirischen Beobachtungen aus Harry Potter, auch vorgestellt haben mögen – für alle drei oben genannten fällt mir ohne große Probleme sofort ein Pendant an der Uni im echten Leben ein. Also fies, gutmütig oder total bekloppt. Schön, dass sich Erwartungen im Leben so oft erfüllen.

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Hoffen wir nur, dass die beiden Erstis – müsste das bei der ganzen Political Correctness von „Studierendenwerk“ bis „Bachelorette“ nicht eigentlich „Erstinnen“ oder so heißen? Also, hoffen wir, dass diese beiden Mädels nicht noch mehr Erwartungen aus ihren TV- und Filmerfahrungen an die Uni mitgebracht haben.
Wäre doch traurig, wenn sich der Hausmeister im Wohnheim plötzlich als der Hausmeister aus „Scrubs“ entpuppt.
Oder die Computer im Methodenlabor als „HAL 9000“ aus „Odyssee im Weltraum“.
Oder der nette Onkel Vermieter als „Norman Bates“ aus „Psycho“.
Dann aber gute Nacht beim Duschen.

Muss doch nicht sein.
Professoren mit Kristallkugeln sind doch wohl nun wirklich schon genug.

Mittwoch, 28. September 2011

Misstrauen

Es herrscht einfach so viel Misstrauen in der Welt. Hier, gestern: Ich wollte mir nur ein Nasenspray kaufen. Also gehe ich in die Apotheke und sage: „Ich hätt‘ gern ein Nasenspray.“ Woraufhin die nette Apothekenverkäuferin doch tatsächlich mit prüfendem Blick fragte: „Haben Sie Schnupfen?“

Foto: joho345 (PD)
Ne,  Knieschmerzen. Die sprüh ich dann mit dem Zeug ein. Und gut is‘. Natürlich hab ich Schnupfen. Weswegen sollte ich sonst Nasenspray kaufen?!
Ok, ich war in der Bahnhofsapotheke. Ich hätte auch ein gefährlicher Otriven-Junkie auf der Suche nach dem nächsten Schuss sein können. Klar. Und auch möglich, dass ich, wenn ich Schnupfen habe, ein bisschen wie Christoph Daum aussehe. Aber warum denn immer gleich dieses Misstrauen?

Ist ja fast wie an der Uni.
Da findet sich ja inzwischen fast keine Vorlesung mehr, bei der es nicht irgendwie Anwesenheitslisten geben würde. Ok, als es – damals, zu Großvatters Zeiten oder so – noch Sitzscheine gab, da musste man auch mal die Anwesenheit kontrollieren. Denn wenn man in Deutschland schon nur fürs Rumsitzen belohnt wird, sollte man dafür wenigstens am richtigen Platz nur rumgesessen haben. (Gibt es eigentlich Anwesenheitslisten in öffentlichen Verwaltungen?)

Naja, aber nun gibt es ja eigentlich in keinem vernünftigen Bachelorstudiengang mehr Sitzscheine – dennoch werden fröhlich Unterschriften gesammelt. Wieder dieses Misstrauen. Und selbst wenn mal jemand wirklich nicht anwesend sein sollte: Und? Ich dachte, an der Uni will man Menschen zur Selbstständigkeit erziehen? Muss doch jeder für sich entscheiden, ob er da jetzt rumsitzt oder nicht. Und ob er die Klausur auch ohne das Rumsitzen besteht.

Ok, ich gebe es zu: So ein bisschen Misstrauen gibt es bei diesen Anwesenheitslisten auch bei mir immer. Aber das ist dann auch meistens weg, wenn ich die Liste nach Kleingedrucktem abgesucht und nichts gefunden hab. Ja nicht, dass man da irgendwelche Prospekte und so’n Kram zugeschickt bekommt, weil man irgendwo unbedacht seine Unterschrift hingesetzt hat.

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Apropos Unterschrift setzen: Das wird ja jetzt dank G8 und Aussetzung der Wehrpflicht ganz lustig. Denn nun ist es ja möglich, dass minderjährige Studenten regulär an die Uni kommen. Und die brauchen ja bekanntlich zur Einschreibung usw. die Unterschrift der Eltern. Wie das wohl mit Anwesenheitslisten ist?

„Ja? Mama? Ich bin‘s. Komm schnell her. Ich brauch gaaaanz dringend ‘ne Unterschrift. Nein, ich kann nicht lauter sprechen. Ich sitz in der Vorlesung…“

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Mittwoch, 21. September 2011

Effizienz

Um heutzutage ein Studium erfolgreich abschließen zu können, brauchen Studenten verschiedene Fähigkeiten: Flexibilität, gutes Zeitmanagement und vor allem Effizienz. Männer haben es da einfacher.  

Foto: Bergius (CC-by-nc-sa-2.0)
Warum? Na, man braucht sich doch nur eine Facette des Lebens anzuschauen und versteht alles: Telefongespräche. Wenn Frauen miteinander telefonieren, brechen die Dämme. Und die Männerwelt in Tränen aus. Ehrlich, selbst wenn ich es ernsthaft versuchen würde, zwei Stunden am Stück zu telefonieren – es würde nicht funktionieren. Weil mir irgendwann die Themen ausgingen, mir die Stimme versagen würde. Oder weil mein Gegenüber sich irgendwann wohl an seiner Decke aufgeknöpft hätte. Denn der müsste ja – damit das Experiment auch valide wäre –auch ein Mann sein. Eine Frau würde mich zwar zwei Stunden vollquatschen, damit wäre aber nicht bewiesen, dass Männer zwei Stunden am Telefon reden können.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bewundere Frauen für ihre Fähigkeit so lange am Stück reden zu können. Würd ich auch gerne. Und was wären wir Männer ohne Frauen? Nur auf lange Telefongespräche können wir verzichten. Was ich nun mal nicht verstehe ist, warum zum Beispiel meine Mutter – ja Mama, du bist gemeint – wenn sie mich nur fragen will, ob ich noch schnell was aus der großen Stadt besorgen kann, erstmal geschlagene 30 Minuten die neusten Geschichten von Gott und der Welt erzählt, ungefähr hundertmal betont, dass ich mich mal wieder daheim blicken lassen könnte und und und…
„Und Oma hat übrigens gefragt…Papa hat gesagt…ach, und weißt du was? blabla…aso, warum ich eigentlich anrufe: …“ – Ineffizient. Denn zu diesem Zeitpunkt ist der männliche Gegenüber entweder eingeschlafen oder beschäftigt sich längst mit anderen Dingen. Die Schlinge zu knoten oder so. Der männliche Gegenüber wohlgemerkt – für Frauen sind solche Anrufe kein Problem. Im Gegenteil: Sie können dem Gespräch noch locker ihre eigene Note schenken. Wenn Mama nicht grade bei Grey’s Anatomy anruft. Bewundernswert.

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Nur nicht so ganz effizient. Männer sind da – wie so oft im Leben – einfacher gestrickt. Ruft mein Vater an, läuft das Gespräch ungefähr so ab (aus Gründen der Verdeutlichung beschränke ich mich auf meine Seite des Gesprächs): „Hallo?...Joa, gut…Ja?...Ah…Mh…Ja...Joa…Mh…Ja…Ok. Tschö.“

Und trotzdem alles ist gesagt.