Was ist das größte Übel in der Welt nach Kriegen, Hungersnöten und Justin Bieber? Genau: Sonntagsfahrer. Vor allem freitags. Da möchte der autorisierte Student – also der Student mit Auto – nämlich, wie übrigens alle anderen Pendler und Wochenendeheimfahrer auch, nach getanem Wochenwerk möglichst schnell nach Hause.
Foto: hamburgerjung (CC-by-nc-sa-2.0) |
Eine stark frequentierte, aber leider nur zweispurige Autobahn an einem ganz normalen Freitagnachmittag in Deutschland: Die komplette rechte Fahrspur ist dicht mit LKW, auf links schlängelt sich der Rest mehr schlecht als recht durch den Verkehr – aber immerhin nicht langsamer als 120 Stundenkilometer. Doch dann sehe ich ihn – rund 400 Meter vor mir: den Klassiker, den ultimativen Schrecken aller in angemessener Zeit heim Wollender. Mercedes A-Klasse, am Steuer entweder Er, 60+, gemütliche Figur, schütteres Haar (wenn überhaupt noch vorhanden), oder aber Sie, ebenfalls 60+, obwohl nach eigenem Selbstverständnis natürlich höchstens 50+. Rein äußerlich aber irgendwie eher 70+.
Ich möchte noch schreien: „Tu’s nicht!“ – doch zu spät. Mit einer unglaublichen Ruhe und Selbstbeherrschung reiht sich das Auto so circa sechs Wagen vor mir langsam vom rechten auf den linken Fahrstreifen ein. Auf diesem angekommen, wird dann schnell alibimäßig der Blinker links angetippt, während vor mir schon ein fröhlich funkelndes Meer aus Bremslichtern aufleuchtet.
Und schon wir sind bei Tempo 90 angekommen. So schnell fahren die LKW auf rechts übrigens schon die ganze Zeit. So viel zur Überholdauer.
Mein Puls ist nun höher als die Geschwindigkeit. Und wie wahrscheinlich alle anderen Fahrer vor mir, stimme ich den Klagegesang an. Jaja, „freie Fahrt für freie Bürger“, klar, aber doch nicht mit 90 auf dem linken Fahrstreifen. Und erst recht nicht Freitagsnachmittags.
Zumindest bis der Fahrer im Wagen hinter mir seinerseits den Klagegesang anstimmt. Und das Ganze auch noch wunderhübsch mit seiner Lichthupe choreographiert.