Donnerstag, 4. November 2010

Statistik


„Traue nur der Statistik, die du selber gefälscht hast.“
Wenn ich etwas in fast 13 Jahren Schule gelernt habe, dann das. Und ja, liebe G8-Schüler, ich gehöre noch zu der Generation, die fast 13 Jahre in die Schule gehen durfte. Aber macht euch nix draus, dafür hattet ihr schon früher keine Freizeit mehr und der Umstieg auf den Bachelor fällt euch viel leichter.

Foto: dkpto (CC-by-2.0)
Manchmal braucht man aber eine Statistik gar nicht erst zu fälschen. Es reicht dann schon, wenn man einfach nicht alles erwähnt. Klappt genauso.
„Der VfB Stuttgart hat in den letzten zehn Spielen nur eine deutliche Packung einstecken müssen.“ Klingt viel besser, als sagen zu müssen, dass der VfB neun der letzten zehn Partien mit 0:1 und die andere eben mit 0:5 verloren hat.

Bologna-Verfechter machen das ganz genauso.
Eine neue Studie belegt: Bachelor-Absolventen sind so gut wie nie arbeitslos.
Wow.
Bildungsministerium und Hochschulrektorenkonferenz jubeln, denn alles ist so toll. Noch besser: Der Anteil der Arbeitslosen unter den Bachelorstudenten ist nicht höher als der bei Diplom- oder Magisterabsolventen.

Die Sache hat nur einen Haken: Von den Bachelorabsolventen gehen auch nur 12 Prozent direkt in einen Job, rund zwei Drittel hängen den Master dran, weil sie glauben – und oftmals sogar aus eigener Erfahrung wissen –, dass sie mit dem Bachelor auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben. Und selbst wer keinen Masterplatz bekommt, legt oftmals einen längeren Auslandsaufenthalt ein, macht Praktika oder sonstige Dinge, um Zusatzqualifikationen zu sammeln. Davon sagen Bildungsministerium und Hochschulrektorenkonferenz natürlich nichts.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
„Mit dieser Studie wird den notorischen Kritikern an der Bologna-Reform der Wind aus den Segeln genommen“, jubelt Bildungsministerin Schavan.

Wenn man alle Zahlen kennt, klingt das dann ungefähr so glaubwürdig, wie wenn der Manager des VfB nach der elften Niederlage in Folge sagt: „Auch am Montag hat unser Trainer seinen Job noch.“

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