Mittwoch, 7. Dezember 2011

Buddies

Sehe ich doch neulich an der Tür eines Hörsaals einen Zettel kleben: „Buddies gesucht“. Also frei übersetzt: „Freunde gesucht.“

Oh. Armes kleines Studentenpuh.
Foto: HerrKrueger (CC-by-sa-2.0)
Aber wen wundert’s, mag man denken. Wie soll der Student heutzutage auch noch zu Freunden kommen, wenn nicht über solche verzweifelten Aufrufe? Denn man hört ja immer wieder, im Bachelorstudium bliebe ja überhaupt keine Zeit mehr für Freizeit, geschweige denn soziale Kontakte.

Klar, der Zettel, der da an der Hörsaaltür hing, hat natürlich nur Leute gesucht, die für Austauschstudenten aus dem Ausland den „Buddy“ spielen, also die hier ein bisschen eingewöhnen und denen die Stadt näher bringen. Aber ein wirklicher, ausgeschriebener Hilfeschrei nach Freunden hätte mich jetzt auch nicht groß gewundert. Nicht etwa aus den oben genannten Gründen – denn hallo, ich kenne niemand, der nicht mal Zeit für ein Bier oder einen guten Freund gehabt hätte im Studium. Nein eher aus anderen Gründen.

Social Networks.
Unsereins lebt ja quasi nur noch in Facebook und Co. Ich nehm‘ mich da selbst auch gar nicht aus. Auch bei mir ist eine der zuerst geöffneten Seiten, wenn ich morgens den Computer hochfahre, dieses vermaledeite Gesichtsbuch. Aber: Ich hab mir bisher immer eingebildet, dieses „Social network“ halbwegs sinnvoll und in angemessenem Umfang zu nutzen. Wenn jemand gerade in den USA oder in Thailand sitzt ist es nun mal blöd, ihn mal eben schnell auf ein Bier einzuladen. Kann man prinzipiell schon, aber er wird nicht kommen.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Aber was manche Leute – auch Studenten – da so schreiben...
„Grade aufgestanden. Gehe jetzt an die Uni.“
Jo, schön.
Hätte ich dann in zehn Minuten auch so gesehen. Und je nachdem, wer du bist, hätte es auch dann noch gereicht, mir damit den Tag zu versauen.
„Koche jetzt. Lecker.“
Glückwunsch.
Oder ganz super: XY hat an Zs Pinnwand geschrieben: „Sitze grade neben dir in der Bib.“ Woraufhin Z natürlich binnen 10 Sekunden antwortet: „Hihi.“
Das sind doch mal „soziale“ Kontakte. Und da würde sich wirklich noch jemand wundern, wenn jemand richtige Freunde per Ausschreibung sucht?

Moment, ich bin gleich wieder da. Ich muss grade mal auf Facebook posten, dass ich eine neue Folge fertig habe...

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