Mittwoch, 30. November 2011

Multifunktionalität

Bachelorstudenten sind Flaschen.
Naja, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Was aber durchaus stimmen kann, ist, dass Bachelorstudenten oftmals lediglich an der Oberfläche kratzen. Wie soll das auch anders gehen, wenn man in nur sechs, je nach Organisation der Bachelorarbeit vielleicht sogar nur fünf Semestern, alle Themen, die so ein Studiengang hergibt, abgehandelt haben soll?

Also geht nach sechs Semestern im Prinzip eine Horde von Generalisten von der Uni ab, die sich zwar irgendwie überall auskennen, aber doch nirgendwo so richtig. Richtig lustig wird es dann, wenn der Psychologe, der Jurist und der Politikwissenschaftler auf der Bachelorabsolventenfeier feststellen, dass sie sich im Wissen eigentlich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Nichts ist in jeder Fachrichtung gleichbleibend nichts.

Bitter.
Ich überlasse es jetzt Ihnen, ob sie das Prädikat „Flasche“ hier verteilen wollen. Und an wen. An den armen Studenten oder doch lieber an diejenigen, die sich dieses System ausgedacht haben?

Aber nutzen wird doch unsere Unwissenheit! Das geht.
Wirklich.
Sehe ich doch neulich im heute journal einen jungen Politologen, der als Experte für die Piratenpartei aufgetreten ist. Gut. Derselbe Typ wird dann aber in den Tagesthemen  eine halbe Stunde später plötzlich als Experte für Brandanschläge auf die Bahn verkauft. Und hätten sich auf RTL und Sat 1 um diese Zeit nicht schon seltsame Frauen ausgezogen oder Möchtegern-Nachwuchsmoderatoren einen auf Late-Night gemacht, der Typ hätte mir da bestimmt auch noch was über Rentenkürzung und Windkraft erzählt. Aus wenig, viel gemacht, würd ich sagen.

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gibt es auf www.radioaktiv.org
Man darf von nix ‘ne Ahnung haben. Man muss nur wissen, wie man es gut verkauft. Und schon ist man zum selben Zeitpunkt Experte für Schopenhauer und Dosenpfand.

Oder Flaschen.

Mittwoch, 23. November 2011

Konstanz

Joa, zugegeben: Die Mensen an deutschen Universitäten sind weder für ihre kulinarischen Genüsse, noch für ihr kreatives oder gar abwechslungsreiches Angebot bekannt. Besonders, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, immer nur an einem bestimmten Wochentag in die Mensa geht, wundert man sich doch, wie klein die Speisenpalette wirklich ist. Gut, manchmal wird es ganz gut getarnt, dann steht da zwar „Putenschnitzel mit Rahmsoße“, aber weder vom Anblick, von der Konsistenz und ich wette auch von den Inhaltsstoffen her unterscheidet sich dieses Menü nicht großartig vom „Hüftsteak in dunkler Soße“ aus der Vorwoche.

Halb so wild, man muss die Sache nur anders angehen und – wie so oft im Studium – aus der Not ganz einfach eine Tugend machen. So ein immer gleiches Mensaessen kann nämlich sehr schnell zum Ritual und damit zu einem großartigen Rückhalt im unsteten und schnelllebigen Studentenwahnsinn werden. Quasi eine Oase des geordneten Rückzugs.

In Mannheim funktioniert das mit Pfannkuchen ganz gut.
Freitags.

Normalerweise. Hat es doch tatsächlich am Freitag keine Pfannkuchen am Grill gegeben! Sondern nur gähnende Leere! Nichts. Nothing. Rien. Das kann man doch uns Einmal-die-Woche-und-das-auch-noch-an-einem-bestimmten-Tag-in-die-Mensa-Gehern nicht antun! Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Alles läuft durcheinander und total willkürlich ab, seitdem irgendwann mal jemand ein Blitzstudium eingeführt hat, ohne wirklich klare und allgemeinverbindliche Regeln dafür miteinzuführen.

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gibt es auf www.radioaktiv.org
Wo bitte sonst soll man da noch ein kleines bisschen Konstanz als Ort der Ausgeglichenheit und kurzzeitigen Ruhe finden? Mensa-Pfannkuchen am Freitagmittag, das ist wie der seit Jahrzehnten immer gleiche Tatort-Vorspann, Angela Merkels gleichbleibend scheußliche Frisur nebst passendem Gesichtsausdruck oder die konstante „Stärke“ von englischen Mannschaften am Elfmeterpunkt. Wo soll der verzweifelte Student sonst noch Halt finden in seinem Leben, wenn nicht am Pfannkuchen?
Und der wird ihm einfach so brutalst genommen. Als hätte man Frau Merkel zum Frisör geschickt. Einfach so! Kein Pfannkuchen am Grill!

Nicht, dass ich Pfannkuchen mögen oder gar essen würde.

Aber ich hätte ihn prinzipiell auch an diesem Freitag mal wieder nehmen können und mich mal wieder dann gegen ihn entscheiden. So ein bisschen Konstanz ist in diesen schweren Zeiten nun doch wirklich nicht zu viel verlangt.

Mittwoch, 16. November 2011

Zwei Wochen

Ja, ich bin wieder da. Ich muss mich auch noch mal in aller Form entschuldigen, aber die letzten zwei Wochen war ich ganz einfach krank. Und damit meine ich jetzt nicht „krank“ im Sinne von „Ich hatte keinen Bock, mir irgendeinen neuen Blödsinn auszudenken“, sondern richtig krank. Flach gelegen im Bett. Rien ne vas plus. Ok, Ideen, um mich aufzurappeln und schon wieder eine Schnupfenfolge zu schreiben, hatte ich genau genommen auch nicht.
 
Foto: Fluff (CC-by-sa-3.0)
Jetzt werden Sie sicher sagen: „Zwei Wochen krank? Kann man sich das heutzutage überhaupt noch erlauben, wo doch alles so schnelllebig ist, vor allem im Studium?“ Sollte man ja meinen. Zumindest wird einem das doch immer wieder eingeredet. Und jaja – „Zwei Mal fehlen ist ja noch ok, aber wenn Sie dann die dritte Sitzung nicht besuchen – mhhh, also dann können Sie leider nicht mehr bestehen. Da haben Sie ja schon ein Vier-Komma-Periode-Sechstel des Semesters verpasst!“ Zwei Wochen! Was sind zwei Wochen gemessen am deutschen Durchschnittsleben von 79,8 Jahren? Oder anders ausgedrückt: 4149 Wochen und vier Tage, vier Stunden und 48 Minuten?
Zwei lächerliche Wochen sind da nichts!
Und selbst ein Bachelorstudium dauert ja immer noch drei Jahre. Mal ganz davon abgesehen, dass es ja tatsächlich auch in diesen besagten zwei Wochen Stoff geben könnte, den man gar nicht braucht. Oder den man nicht nicht nachholen könnte.
Zwei Wochen!
Das ist wahrscheinlich deutschlandweit gesehen gerade mal die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für einen Antrag auf einen Bibliotheksausweis. Also wenn Sie die UB fragen: nichts!
Das längste Konklave, also die Versammlung von Bischöfen die sich in der Sixtinischen Kapelle einschließt, um den Papst zu wählen, hat sogar zwei Jahre, neun Monate und zwei Tage gedauert. 122 Wochen und ein paar zerquetschte! Wer also als gläubiger Katholik am ersten Tag schwer krank geworden ist und erst nach zwei Jahren, neun Monaten und einem Tag wieder etwas mitbekommen hätte, hätte er nichts verpasst.
 
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Pff. Zwei Wochen. Grade mal eine halbe Fußballweltmeisterschaft (wer braucht heutzutage noch die langweiligen Vorrundenspiele?). Zwei Wochen, das sind…das sind…
Um es kurz zu machen: Ich lebe noch. Und mein akademischer Abschluss ist nach zwei Wochen mit Grippe auch nicht in Gefahr.
Wäre doch auch schade.
Jetzt, wo ich zurückkomme und mein UB-Ausweis ist fertig.