Mittwoch, 11. Mai 2011

Schwerwiegende Argumente

Es wird Sommer. Zeit für ein kühles Eis, Schwimmbad, Badespaß, nervig schreiende Kinder - und Fußpilz. Da das verlockend klingt, mache ich mich auf zum nächsten Schwimmbad, mache mich auf der Liegewiese breit und schlage erst mal was zu lesen auf. Denn Schwimmen ist nass und kalt und so.

Foto: hailippe (CC-by-2.0)
Ich blättere also so durch die Seiten eines Nachrichtenmagazins, weiche dabei geschickt einigen auf mich zu fliegenden Volleybällen aus und ignoriere dabei auch noch gekonnt das Geplärre des dreijährigen Jungens drei Badehandtücher weiter, der von seiner Mami nicht auch noch ein drittes Eis geholt bekommt, weil sie sich grade die zehnte Zigarette anzündet und dabei noch die Jüngste stillt – ein ganz normaler Nachmittag im Freibad also.

Dann stolpere ich in meinem Magazin jedoch über einen kleinen Artikel, der verkündet, dass jeder zweite Deutsche Übergewicht hat. Jetzt muss ich doch mal hinter der Zeitung hervorschauen. Mein Glück, kann ich doch deswegen gerade noch so dem Eis des Dreijährigen nebenan ausweichen, dass er zwar jetzt endlich bekommen hat, aber nun nicht mehr will, weil er von Mama keine Kippe bekommt.

Ich schaue mich also um und wie erwartet: nicht mal jeder fünfte hier hat Übergewicht. „Pff...was schreiben die da für einen Blödsinn?“, denke ich, fange aber noch im gleichen Moment innerlich genauso an zu heulen, wie der kleine Junge, der aus Protest inzwischen die Wiese aufisst.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Gerade habe ich mich nämlich auf das gleiche Niveau begeben, wie die Leute, die mit aller Gewalt alles am Bachelor verteidigen wollen. Die fragen schließlich auch mal gerne Studenten in Kneipen, ob sie überlastet sind. Ohne irgendwie auch nur in Betracht zu ziehen, dass die wirklich überlasteten Studenten da wahrscheinlich gar nicht aufzufinden sind. Den Vergleich, dass das mit Dicken und Schwimmbädern wohl so ähnlich ist, kann ich allerdings nicht mehr ganz zu Ende führen, da ich für einen Moment die Deckung aufgegeben habe und mich etwas hartes am Hinterkopf trifft.

Ich habe keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, warum in aller Welt jemand nun offensichtlich von Volleybällen auf Golfbälle umgestiegen ist, sondern falle in Ohnmacht.

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