Freitag, 12. August 2011

¡Viva la revolución!

Woran erkennt man im Sommer im Park die Studenten? Nein, leider nicht an der spärlichen Bekleidung und der prallen Oberweite – wir sind ja hier schließlich im echten Leben und nicht bei American Pie. Und außerdem: Wenn wir in Deutschland von „Sommer“ sprechen, dann meinen wir in der Regel Temperaturen, die an der 20-Grad-Marke kratzen und (im besten Fall) bewölkten Himmel ohne Regen. Keine Bikinis.

Foto: lilli2de (CC-by-sa-2.0)
Nein, Studenten im Park erkennt man natürlich – wie könnte es anders sein – an Bücher- oder Papierstapeln und Laptops, die bei schönem Wetter (also den 20 Grad ohne Regen) kurzerhand von der Bib auf die nächste Grünfläche verlagert werden.

Haha, hier blitzt es dann doch auf: das deutsche studentische Revoluzzertum. Die Fortführung einer langen, glorreichen Geschichte, beginnend in den Zeiten der Aufklärung, gepflastert von Helden wie Schiller, Goethe, Dutschke; das System bis ins Mark erschütternd…– ja, wir sprechen immer noch vom Wetter. Und Studenten im Park.

Wer wird denn gleich zu viel erwarten. Großangelegte Bildungsstreiks und so zum Beispiel. Nein, wenn der deutsche Student sich der Tradition besinnt, in der er steht, sich das Che Guevara T-Shirt überstreift und laut ausruft: „Sch…. doch auf die Bib! Heute lerne ich im Freien!“ – dann ist das doch dieser Tage ein wahrhaft zu würdigender Mut. Denn der Student hat damit seine mentale Grenze überwunden, eine vom System auferlegte Knechtschaft, die Tag für Tag zum Lernen und Arbeiten in die Bib drängt.

Wenn man so will, die Fortführung großer deutscher Studentenrevolutionen – zwischen Hundescheiße und nervigen Kindern, die die Bücherstapel im Park immerhin als Torpfosten fürs Bolzen benutzen können.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Bei so viel Revolutionsstimmung ist es doch geradezu gut, dass die Temperaturen diesen Sommer so niedrig sind. Sonst würde der Student womöglich noch übermütig werden, seine Revolution tatsächlich mit Demos und diesem ganzen anstrengenden Kram fortführen – und damit womöglich noch seine Gesundheit gefährden. Herzinfarkte oder Kreislaufkollaps durch übernatürlich hohe geistige und körperliche Belastung. Solls ja schon gegeben haben.

Beim Lernen im Park bei strömendem Regen kommt Gott sei Dank maximal ein Schnupfen bei raus.

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