Mittwoch, 25. Mai 2011

Schlüsselqualifikationen

Das Zentrum für Schlüsselqualifikationen, kurz ZfS, bietet jedes Semester eine Menge Kurse an. Nein, nicht etwa, wie der Name vermuten ließe, Kurse zum Kopieren von Haustürschlüsseln oder dem Öffnen der selbigen ohne einen solchen. Wobei dies in Anbetracht der Zukunftsaussichten eines Bachelorabsolventen sicherlich sehr hilfreiche Qualifikationen wären.

Vielmehr geht es in den ZfS –Kursen darum, neben fachlichem Wissen abseits des Studiums auch die Soft Skills der Studenten zu fördern. Und das hat jetzt wiederum nichts mit Soft-Eis oder Soft-Pornos zu tun – wobei das Drehen von solchen jeder Bachelor auch auf die Liste möglicher späterer Geldquellen setzen sollte – nein, bei den Soft-Skills geht es um soziale Fähigkeiten, die man ja auch später im Berufsleben braucht.

Das sind dann so Dinge wie Teamgeist, Mobilität oder Flexibilität. Klingt gut. Das ZfS bietet dafür dann Kurse an wie, Achtung, Small Talk. Das braucht bekanntlich jeder spätere Arbeitnehmer. Hauptsächlich für die Kaffeepausen vermutlich. Ja, damit retten wir die Zukunft Deutschlands. Das da vor 30 Jahren noch keiner drauf kam. Ach ja, vor dreißig Jahren gab’s ja auch noch Diplom- und Magisterstudiengänge. Und die Studenten hatten genügend Zeit, sich ihre sozialen Fähigkeiten neben dem Studium anzueignen. Mein Fehler.

Erfreulicherweise gibt es aber nach wie vor Bachelorstudenten, die sich die Zeit für das Erlernen wirklich wichtiger Fähigkeiten einfach noch nehmen. Auch wenn schon wieder die Klausurenphase bedrohlich am Horizont auf einen siebenköpfigen Drachen daher reitet. Und trotzdem treten die Studenten in Scharen furchtlos an. Zum Marathon nämlich.
Denn der fand bekanntlich am Wochenende in Mannheim und Ludwigshafen statt. Inklusive jeder Menge Studenten, denen man eigentlich eingetrichtert hatte, sie müssten zu dieser Zeit in der Bib sitzen, ein Referat vorbereiten – oder einen ZfS-Kurs besuchen. Irgendwas ist da in der Erziehung schief gelaufen.

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Oder etwa doch nicht? Ein Großteil der Studenten ist nämlich im Teammarathon angetreten und die Strecke gemeinsam gelaufen. So eine  Staffelübergabe stärkt den Teamgeist, Laufen ist der Inbegriff von Mobilität, ganz zu schweigen von den Odysseen zu den Wechselpunkten – die gleichzeitig ein hohes Maß an Flexibilität abverlangen. Drei entscheidende Schlüsselkompetenzen – und das alles an nur einem Abend.

Ich frage mich, welcher ZfS-Kurs das könnte.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Haute Cuisine

In der Mannheimer Mensa am Schloss kocht in dieser Woche ein Sternekoch. Auf dem Programm stehen so verlockende Gerichte wie „Schweinerücken-Steak mit Rosmarin, Kartoffel-Knoblauchpüree & Rucola-Orangenpesto“ oder „Entenbrust-Tranchen in Johannisbeer-Birnen-Sauce“. Das hat dann selbst mich als Mensa-Muffel einmal dazu gebracht, in die Mensa speisen zu gehen und siehe da: Man wird an dieser Uni, in dieser Stadt, ja in diesem Leben auch mal noch positiv überrascht.

Foto: Mario Spann (CC-by-sa-2.0)
Zugegeben, man sollte vielleicht nicht gerade ein Fan des Sprichworts „Das Auge isst mit“ sein. Denn diese undefinierbare Konsistenz, die mir da als „Putengeschnetzeltes in Bananen-Ingwer-Milch auf Minz-Couscous“ von der netten Mensa-Essensausgabens-Fachverkäuferin hinter der Theke auf den Teller – nein, nicht garniert – geklatscht wurde, war durchaus gewöhnungsbedürftig. Also nicht für die Diplomer, die noch jeden zweiten Tag Zeit haben, um anständig feiern zu gehen und dabei mal gerne übertreiben. Die kennen solche Arten Konsistenz dann doch ganz gut.

Aber nein, ich als Bachelor war wirklich positiv überrascht. Nachdem ich mich durch die Horden von Hilfskräften eines großen deutschen Mobilfunkunternehmens gekämpft hatte, die mir allesamt ein Gewinnspiel nach dem nächsten andrehen wollten, hatte ich dann auch endlich mein eigenes Häufchen Elend auf dem Teller. Und siehe da: Man konnte es essen. Eher zumindest als das normale Mensa-Menü.

Und das macht mir als Bachelorstudent dann doch wieder Hoffnung: Nicht alles, was vielleicht auf den ersten Blick aussieht wie hingekotzt, muss auch wirklich schlecht sein. Und schon sind wir beim Bachelor. Vielleicht merken wir ja alle erst viel später, was wir an unserm Studiensystem haben. Nämlich genau dann, wenn wir in der Chefetage das piekfeine Essen unseres privaten Cateringservices dinieren und uns eben genau nicht mehr an der Mensatheken herumschlagen und uns Gedanken über Optik und Geschmack irgendwelcher Konsistenzen machen müssen.

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Vielleicht waren aber auch gerade deswegen alle so voll des Lobes, weil das Sternekoch-Essen trotz nahezu gleicher optischer Erscheinungsform gegenüber Standardmensafra...essen geschmacklich einfach mal was anderes war. Aber selbst das wäre ja im immer gleichen Bachelorbrei mit festen Modulen, Seminarabläufen und Multiple-Choice-Klausuren schon eine echte Verbesserung. Einfach mal was anderes.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Schwerwiegende Argumente

Es wird Sommer. Zeit für ein kühles Eis, Schwimmbad, Badespaß, nervig schreiende Kinder - und Fußpilz. Da das verlockend klingt, mache ich mich auf zum nächsten Schwimmbad, mache mich auf der Liegewiese breit und schlage erst mal was zu lesen auf. Denn Schwimmen ist nass und kalt und so.

Foto: hailippe (CC-by-2.0)
Ich blättere also so durch die Seiten eines Nachrichtenmagazins, weiche dabei geschickt einigen auf mich zu fliegenden Volleybällen aus und ignoriere dabei auch noch gekonnt das Geplärre des dreijährigen Jungens drei Badehandtücher weiter, der von seiner Mami nicht auch noch ein drittes Eis geholt bekommt, weil sie sich grade die zehnte Zigarette anzündet und dabei noch die Jüngste stillt – ein ganz normaler Nachmittag im Freibad also.

Dann stolpere ich in meinem Magazin jedoch über einen kleinen Artikel, der verkündet, dass jeder zweite Deutsche Übergewicht hat. Jetzt muss ich doch mal hinter der Zeitung hervorschauen. Mein Glück, kann ich doch deswegen gerade noch so dem Eis des Dreijährigen nebenan ausweichen, dass er zwar jetzt endlich bekommen hat, aber nun nicht mehr will, weil er von Mama keine Kippe bekommt.

Ich schaue mich also um und wie erwartet: nicht mal jeder fünfte hier hat Übergewicht. „Pff...was schreiben die da für einen Blödsinn?“, denke ich, fange aber noch im gleichen Moment innerlich genauso an zu heulen, wie der kleine Junge, der aus Protest inzwischen die Wiese aufisst.

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Gerade habe ich mich nämlich auf das gleiche Niveau begeben, wie die Leute, die mit aller Gewalt alles am Bachelor verteidigen wollen. Die fragen schließlich auch mal gerne Studenten in Kneipen, ob sie überlastet sind. Ohne irgendwie auch nur in Betracht zu ziehen, dass die wirklich überlasteten Studenten da wahrscheinlich gar nicht aufzufinden sind. Den Vergleich, dass das mit Dicken und Schwimmbädern wohl so ähnlich ist, kann ich allerdings nicht mehr ganz zu Ende führen, da ich für einen Moment die Deckung aufgegeben habe und mich etwas hartes am Hinterkopf trifft.

Ich habe keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, warum in aller Welt jemand nun offensichtlich von Volleybällen auf Golfbälle umgestiegen ist, sondern falle in Ohnmacht.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Hitparade

Hach, die gute alte Zeit. Vor allem die gute alte Fernsehzeit. So viel hübsche Formate, die viel zu selten wiederholt werden. Oder warum nicht besser noch: gleich wiederbelebt. Einige könnte man sogar nahezu perfekt dem Zeitgeist anpassen und bachelortauglich machen. Zum Beispiel die gute, alte Hitparade. Das Ergebnis würde dann wohl ungefähr so aussehen:

Samstagabend. 19 Uhr 30 Minuten und 46 Sekunden. Guten Abend meine Damen und Herren aus dem Studio 3 des Mannheimer radioaktiv-Rundfunks. Hier ist dieeee
BACHELOR-HITPARADE!

Und hier sind im Schnelldurchlauf die Titel unseres heutigen Abends:
Unsere Startnummer 1: The Rolling Heads after you’ve forgotten the deadline for your seminar paper for the second time mit ihrer Ode an die Bachelorarbeit: „Let’s spend the night together“.

Zum dritten Mal dabei, bitte nicht mehr wählen: Die „Suicidal Bachelors“ mit ihrem Van-Halen Cover Hit „Jump“ im „Out of the window“-Remix.

Unser deutscher Starter auf der Nummer 3: Die „Singenden Hochschulabsolventen“ mit „Am Tag, als unsre Hoffnung starb.“

Auf Platz 4 die „Freizeitfanatiker“ mit „Verdammt lang her“.

Und ganz frisch unsere Neuvorstellung, die Lokalmatadoren der Mannheimer BWL-Fakultät mit „Money for Nothing“

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So meine Damen und Herren das war‘s auch schon wieder. Zum 375. Mal in nur drei Jahren sahen sie die Bachelor-Hitparade. Wir wünschen Ihnen noch weiterhin viel Spaß an diesem Abend, ob beim Hausarbeit schreiben, Referat vorbereiten, Nervenzusammenbruch bekommen und vielem mehr. Und auch zum 375. Mal in nur drei Jahren hörten Sie eine Sendung ihres

Rundfunks radioaktiv.