Mittwoch, 4. Januar 2012

Bootcamp

Da können Sie zu jeder Zeit und an jedem Ort fragen: Die Deutschen sind gut im Jammern.
Die Crème de la Crème unter den deutschen Jammerern sind aber die Studenten.
Und auch unter denen trennt sich dann noch mal die Jammer-Spreu vom Jammer-Weizen.
Die mit Abstand erfolgreichsten Jammerer unter Studenten sind – Achtung, Trommelwirbel – die Lehramtsstudenten.

Foto: Stefan-Xp (CC-by-sa-3.0)
Klingt zugegebenermaßen im ersten Moment ein bisschen seltsam. Warum nicht die zukünftigen Spitzenmanager oder Fondspezialisten (sie verdienen ja später mal viel zu wenig für das, was sie leisten), warum nicht die Philologen oder Philosophen (Taxifahrer), oder gar die späteren Journalisten (Lebenserwartung)?

Nein, ausgerechnet diejenigen, die später einmal mindestens zwölf Wochen Urlaub im Jahr haben, absolut geregelte Arbeitszeiten und nach wie vor in überproportional hohem Verhältnis zu anderen Berufsgruppen ein durchaus passables Beamtengehalt?
Ja, das klingt definitiv ein bisschen seltsam.

Ich frag mich ja jedes Mal, wenn mir mal wieder ein zukünftiger Lehrer die Ohren volljault, dass sein späterer Job ja hochgradig unsicher ist, er mal nichts verdienen wird und – Achtung, Lieblingsargument – Kinder ja so schrecklich sind: Müssen Lehramtsstudenten eigentlich während ihres Studiums Kurse im Jammern belegen? So als Blockseminar in der ersten Vorlesungswoche zum Beispiel? „Jammer-Bootcamp für angehende Lehrerinnen und Lehrer“?

Wo dann der Ausbilder am Morgen reingepoltert kommt „Aufstehen, Sie Flaschen! 1, 2, 3…na los, wird’s bald? Na, warten Sie, aus Ihnen mache ich noch ‘ne Memme!“

Diese Folge zum Nachhören
gibt es auf
www.radioaktiv.org
Und auf dem Lehrplan stehen dann so Dinge wie: „Ausgewogenes Jammern angesichts drohender Verbeamtung“, „Kreatives Heulen bei zu großer Belastung“, „Sich nicht von passablen Zukunftschancen aus dem Konzept bringen lassen“, „Geldsegen in der freien Wirtschaft – Armut im Staatsdienst“ oder natürlich der beliebte Klassiker „Erfolgreiches Simulieren aller erdenkbaren Infektionskrankheiten – so könnte es klappen.“

Anders kann man doch ein so ausgewogenes Jammern auf hohem Niveau gar nicht erreichen.

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