Mittwoch, 13. April 2011

Zufallsprinzip

Aufnahmekriterien für Studienbewerber sind undurchsichtig. Hat sich auch die Heidelberg International Business Academy gedacht – und verlost kurzerhand Studienplätze. Ok, genau genommen nur einen. Als Preis beim Informationstag.

Böse Zungen werden jetzt sagen: Wo sind wir denn? Die Wirtschaft fordert topqualifizierte Leute und die verlosen Studienplätze?! Da kann ja jeder x-beliebige Hansel kommen und den wirklich qualifizierten Menschen den tollen Schicki-Micki-Studienplatz wergnehmen! Naja, Abitur wird schon eine Voraussetzung für die Gewinnspielteilnahme gewesen sein. Und außerdem: Wir reden hier von einer privaten Hochschule. Seit wann zählen da Noten?

Und außerdem II: Selbst wenn es sich nicht um eine private Hochschule handeln würde: Bei einem Gewinnspiel gewinnt der, der Glück hat – die Chancen sind also für alle gleich. Bei der regulären Bewerbung gewinnt dann auch schon mal derjenige mit den schlechteren Noten, aber den besseren Photoshop-Kenntnissen. Oder der mit den besten Beziehungen, weil er jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der lustige Ehrenamtsbescheinigungen und solches Zeugs unterschreiben kann. Ist das etwa fairer?

Es wird sowieso viel zu wenig wahllos gelost in Deutschland. Nicht mal die Schulnoten. Die werden meistens gewürfelt. Aber mal im Ernst: In den griechischen Stadtstaaten der Antike wurden sogar zeitweise die Inhaber der wichtigsten Ämter ausgelost. Und? Auch wenn die Gefahr bestand, dass der größte Vollpfosten für ein paar Jährchen an der Macht war – die Akropolis steht immer noch, oder?

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Losen wir doch auch einfach wieder. Nicht nur bei der Studienplatzvergabe. Am besten gleich bei allem. Es ist doch letztlich wie in jedem Dorfgesangsverein: Die wirklich Intelligenten sind nicht so blöd, sich den Job als Vorsitzenden anzutun – also wird einfach der Erstbeste gewählt, der nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Losen wir! Keiner drückt sich, keine Bescheißereien, kein Lobbyismus. Die Chancen auf Kompetenz würden schlagartig steigen. Bundeskanzler, Aufsichtsräte, Hochschulrektoren, Studenten, ja sogar Spieler von Fußballvereinen (denn: die Chance auf einen guten Transfer ist beim Losen sicherlich höher, als wenn irgendwelche „Fachmänner“ die Ailtons, Metzelders oder Gomez' dieser Welt kaufen).

Zu riskant? Fangen wir mit dem Losen doch einfach da an, wo man eh nicht mehr viel kaputt machen kann. Zum Beispiel bei den Verantwortlichen des Bologna-Prozesses.

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