Mittwoch, 19. Oktober 2011

Sitzen

Zu den netten Sachen, die es früher mal an der Uni gegeben hat und die langsam aussterben, gehören auch Sitzscheine.
Foto: mkorsakov (CC-by-nc-sa-2.0)

Sitzscheine.
Man setzt sich irgendwo hin und wird dafür belohnt. Undenkbar in Zeiten, in denen alles an der Uni irgendwie mit irgendwelchen Credits belohnt werden muss und man am besten schon nach der Begrüßungsrede des Rektors die erste Prüfungsleistung abliefert.
Sitzscheine! Ohne Prüfung!

Wie hat es mal ein netter holländischer Professor von mir ausgedrückt: „In Deutschland kann man sogar dafür belohnt werden, dass man irgendwo rumsitzt. Das kennen wir Holländer gar nicht.“
Naja, darüber kann man jetzt streiten. Das wird jeder bestätigen können, der schon mal hinter einem holländischen Wohnwagen hergezuckelt ist. Der Fahrer sitzt im Prinzip auch nur auf der Straße rum, bewegt sich zumindest nicht merklich. Und wird dafür belohnt: Mit einer mautfreien deutschen Autobahn statt in Frankreich gen Süden zu…zuckeln.
Dann aber keine Sitzscheine an der Uni haben.

Aber die Deutschen lieben nun mal das Rumsitzen. Nicht nur an der Uni. Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden, die meisten davon werden heute Lehrer – also quasi die Grundpfeiler der deutschen Bildung von morgen – waren schon während ihrer Schulzeit ein wahrer Meister im Sitzen….bleiben.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Die Deutschen lieben das Rumsitzen.
Außer natürlich beim Fußball. Da ist Sitzen für den Arsch. Und das nicht nur auf den Stehplätzen. Nein, wenn’s mal richtig abgeht im Stadion, sitzt niemand mehr. Egal wie scheißteuer die Plätze sind und obwohl die Eintrittspreise obendrein auch noch immer weiter steigen.

Und genau da haben die Unis sich das Ganze wohl auch abgeguckt: Die haben die Eintrittspreise nämlich vielerorts auch erhöht – gleich mal so um die 500 Euro im Semester – aber dazu auch gleich das Sitzen abgeschafft.
Is‘ ja eh für‘n Arsch.

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