Mittwoch, 22. Februar 2012

Vorbei...

Am Aschermittwoch ist alles vorbei…
…ja! Gott sei Dank! Denn egal ob Fasching, Fastnacht oder Karneval – jetzt isses rum. Gut so.

Foto: Kamée (CC-by-3.0)
Jetzt bin ich sicherlich nicht der unlustigste Mensch der Welt. Was ich aber nie verstanden habe, ist, warum man unbedingt ein paar festgelegte Tage im Jahr braucht, um mehr oder weniger gezwungen lustig zu sein. Ich bin‘s auch oft im restlichen Jahr. Und was ich ebenfalls nicht verstehe, ist, warum so viele Menschen „lustig“ sein für Komasaufen, Rumgegröhle und das Tragen lächerlicher Perücken und Brillen halten.

Klar, jedem das seine. Und wer gerne bei -5 Grad bei der Straßenfastnacht auf gefrorener Kotze ausrutscht, ok.
Aber so ein bisschen Rücksicht gegenüber anderen…
Denn es soll ja selbst an Fastnacht Menschen geben, die arbeiten müssen – oder studieren. Und da die Unis – auch in den Karnevalshochburgen – ihre Klausuren nicht verlegen, nur weil ein paar Menschen in schlechten Polizisten-, Piraten oder Arztkostümen durch die Straßen stolpern, würden sich zumindest manche Studenten etwas mehr Ruhe wünschen. Zum Beispiel in der Bahn.

Altweiberfastnacht, kurz nach 11 Uhr morgens, Regionalexpress der Deutschen Bahn: Eine Gruppe Studenten hat es sich mit ihren Unterlagen zum Lernen in einem Wagen gemütlich gemacht, der überraschenderweise NICHT von den Narren belagert ist, die sich sonst überall im Zug breit gemacht haben. Die Studenten grinsen sich an, wollen mit dem Lernen beginnen – als eine Horde Hausfrauen den Wagen stürmt. Verkleidet als Mexikanerinnen. Ist zumindest meine Schlussfolgerung, da sie lauthals „Fiesta Mexicana“ trällern. Auf jeden Fall ist das weder schön anzuhören, noch anzusehen.

Naja, vielleicht klappt es ja trotzdem mit dem Lernen – nicht. Denn jetzt haben die Damen „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ angestimmt. Dass es da kein Bier gibt, scheint sie nicht weiter zu stören – denn sie trinken ja Prosecco. Aus Plastikbechern. In Massen.

Ich versuche, die fragwürdige akustische Beschallung mit „God save the Queen“ auf meinem mp3-Player zu übertönen. Aber Sid Vicious und die Sex Pistols haben keine Chance gegen „Viva Colonia“ aus sturzbesoffenen Frauenkehlen. Morgens, halb 12 in Deutschland.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
„Traum von Amsterdam“, erschallt inzwischen durchs ganze Abteil. Schön. Wir fahren aber nach Mainz. Und das ist schon bitter genug. Ich verfluche Rex Guildo, die Höhner, die besoffenen Hausfrauen, die auf ihrem Stehplatz inzwischen bedrohlich schwanken – oder soll das Schunkeln sein? – und überhaupt die Fastnacht. Das mit dem Lernen wird jedenfalls nix.

„Leeve un leeve losse“ heißt es übrigens in einem anderen Lied der Höhner – „Leben und leben lassen“. An Fastnacht wird dieses Motto von den Narren allerdings anscheinend sehr einseitig ausgelegt.

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