Mittwoch, 29. Februar 2012

08/15

Angeblich schreibe ich in letzter Zeit zu viele „08/15-Folgen“. Hat man mir gesagt.

Also bitte?! 08/15-Folgen? Was denken die denn bitte von mir? Also das ist doch echt die Höhe! Natürlich mach‘ ich 08/15-Folgen. Ziehen Sie sich mal jede Woche so einen Blödsinn aus der Nase. Echt jetzt…manmanman…

Und damit das mit dem 08/15-Folgen schreiben nicht so schwer ist, hab ich mir ganz einfach einen Leitfaden dafür gebastelt. Sozusagen ein 08/15-Folgen-Rezept, das jeder ganz einfach nachkochen kann.

Gut, ich vesteh‘ schon, dafür braucht man die richtige Stimmung. Kein Problem. Stellen Sie sich einfach diese seicht-beschwingte Dudelmusik vor, die immer kommt, wenn Biolek gleich anfängt zu kochen.

Für eine 08/15-Folge brauchen Sie: 1300 Gramm funktionierendes Gehirn, ungefähr zweieinhalb Minuten Sendezeit oder 2.500 Zeichen und dieses Rezept.

Zunächst rühren wir als Basis eine leckere Story an. Das kann wahlweise eine luuustige Geschichte sein, die der Bachelor angeblich selbst erlebt hat. Oder irgendwas Aktuelles. Oder eben irgendein anderer Blödsinn, von dem man auf Biegen und Brechen irgendwie auf den Bachelor, Bologna oder sonstwas kommt. Gut anrühren, kurz ziehen lassen –fertig.

Moment  - das ist jetzt der Zeitpunkt, an dem es bei Bio schon längst ‘ne Flasche Wein gäbe. Das stellt Bachelor-Studenten als angehende Alkoholiker vor keine allzu großen Probleme, denn Wein haben die immer da. Prost.

Jetzt kommt in unserm Rezept der komplizierteste Teil. Irgendwie müssen wir wahnwitzige Parallelen zum Bachelorsystem ziehen. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man die ganze Zeit über Rührschüsseln oder Wollsocken geredet hat.

Ein Tipp: Auch hier hilft der Wein.

Mit ein bisschen Übung sollte das aber zu schaffen sein. Nur Mut! Kranke Gedankengänge lassen sich trainieren.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
So, jetzt noch alles schnell mit einem knackigen Schlusszitat garnieren (Am besten einfach den Anfangssatz nehmen und ein bisschen abändern), kurz mit ein einem Schluck Wein abschmecken  und – mmmmmmmmhhhhhhhhh – fertig ist die schön belanglose 08/15-Folge. Mahlzeit!

Zum Gericht empfehle ich übrigens eine Flasche Wein.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Vorbei...

Am Aschermittwoch ist alles vorbei…
…ja! Gott sei Dank! Denn egal ob Fasching, Fastnacht oder Karneval – jetzt isses rum. Gut so.

Foto: Kamée (CC-by-3.0)
Jetzt bin ich sicherlich nicht der unlustigste Mensch der Welt. Was ich aber nie verstanden habe, ist, warum man unbedingt ein paar festgelegte Tage im Jahr braucht, um mehr oder weniger gezwungen lustig zu sein. Ich bin‘s auch oft im restlichen Jahr. Und was ich ebenfalls nicht verstehe, ist, warum so viele Menschen „lustig“ sein für Komasaufen, Rumgegröhle und das Tragen lächerlicher Perücken und Brillen halten.

Klar, jedem das seine. Und wer gerne bei -5 Grad bei der Straßenfastnacht auf gefrorener Kotze ausrutscht, ok.
Aber so ein bisschen Rücksicht gegenüber anderen…
Denn es soll ja selbst an Fastnacht Menschen geben, die arbeiten müssen – oder studieren. Und da die Unis – auch in den Karnevalshochburgen – ihre Klausuren nicht verlegen, nur weil ein paar Menschen in schlechten Polizisten-, Piraten oder Arztkostümen durch die Straßen stolpern, würden sich zumindest manche Studenten etwas mehr Ruhe wünschen. Zum Beispiel in der Bahn.

Altweiberfastnacht, kurz nach 11 Uhr morgens, Regionalexpress der Deutschen Bahn: Eine Gruppe Studenten hat es sich mit ihren Unterlagen zum Lernen in einem Wagen gemütlich gemacht, der überraschenderweise NICHT von den Narren belagert ist, die sich sonst überall im Zug breit gemacht haben. Die Studenten grinsen sich an, wollen mit dem Lernen beginnen – als eine Horde Hausfrauen den Wagen stürmt. Verkleidet als Mexikanerinnen. Ist zumindest meine Schlussfolgerung, da sie lauthals „Fiesta Mexicana“ trällern. Auf jeden Fall ist das weder schön anzuhören, noch anzusehen.

Naja, vielleicht klappt es ja trotzdem mit dem Lernen – nicht. Denn jetzt haben die Damen „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ angestimmt. Dass es da kein Bier gibt, scheint sie nicht weiter zu stören – denn sie trinken ja Prosecco. Aus Plastikbechern. In Massen.

Ich versuche, die fragwürdige akustische Beschallung mit „God save the Queen“ auf meinem mp3-Player zu übertönen. Aber Sid Vicious und die Sex Pistols haben keine Chance gegen „Viva Colonia“ aus sturzbesoffenen Frauenkehlen. Morgens, halb 12 in Deutschland.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
„Traum von Amsterdam“, erschallt inzwischen durchs ganze Abteil. Schön. Wir fahren aber nach Mainz. Und das ist schon bitter genug. Ich verfluche Rex Guildo, die Höhner, die besoffenen Hausfrauen, die auf ihrem Stehplatz inzwischen bedrohlich schwanken – oder soll das Schunkeln sein? – und überhaupt die Fastnacht. Das mit dem Lernen wird jedenfalls nix.

„Leeve un leeve losse“ heißt es übrigens in einem anderen Lied der Höhner – „Leben und leben lassen“. An Fastnacht wird dieses Motto von den Narren allerdings anscheinend sehr einseitig ausgelegt.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Etikettenschwindel

Der FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis möchte Griechenland umbenennen. In „Hellas“. Dadurch kann das Land seiner Meinung nach sein altes, schlechtes Image loswerden und ganz neu durchstarten.
Klar.

Weil man ja auch sonst nichts tun muss, als dem Krisenland Nummer 1 einen neuen Namen geben – und schon wird aus der ehemaligen Schuldenhochburg Europas brummende Wirtschaftsmacht. Deutschland sollte sich schon mal warm anziehen.
Und bei solchen Ideen wundert sich noch irgendjemand, dass es mit der FDP bergab geht?

Bitte, eine Namensumbenennung allein bringt doch gar nichts. Das hat doch beim DSF schon nicht geklappt! Oder sehen Sie da heute etwa nachts weniger nackte Damen, die sich in Schlagsahne oder sonst was räkeln – wie es eigentlich bei der Umbenennung in „Sport1“ versprochen war? Natürlich nicht.
Purer Etikettenschwindel.

Wie, wissen Sie nicht, sie gucken nachts keine Sauereien auf DSF? Johaaa…und FDP haben Sie sicher auch noch nie gewählt, ne?

Etikettenschwindel. Pure Namensumbennenung ändert nichts. Um eine wirklich erfolgreiche Umbenennung zu finden, muss man wahrscheinlich in die Zeit zurückgehen, als „Raider“ in „Twix“ umbenannt wurde. Aber selbst da bleibt das Karamell genauso eklig zwischen den Zähnen kleben wie vorher.

Trotzdem gibt es eine Menge Studiengänge in Deutschland, die weiter das System des Etikettenschwindels verfolgen. Nämlich die Studiengänge, die angemahnt wurden, doch bitte das Arbeitspensum in ihren Bachelor- oder Masterprogrammen massivst zu minimieren. Haben sie. Auf dem Papier. Denn in der Prüfungsordnung steht zum Beispiel, das künftig nur noch eine einzige von drei Modulklausuren wirklich in die Endnote zählt. Das liest sich gut und klingt nach weniger Arbeitsstress.

Dumm nur, dass es dann immer mal wieder Studiengänge gibt, die intern plötzlich doch wieder alles in die Note einfließen lassen. Kann ja keiner so genau nachvollziehen. Etikettenschwindel.

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Denn der Student darf genauso viel lernen wie vorher – auch wenn außen was anderes drauf steht. Nicht „Hellas“ oder „Sport1“, sondern „weniger Stress“. Bin mal gespannt, wann das Problem wirklich gelöst wird. Wahrscheinlich zieht sich bis dahin selbst bei Sport1 nachts schon längst niemand mehr aus.

Und Griechenland ist schuldenfrei.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Kälte

Immer noch kalt, ne?

Foto: LadyDragonflyCC (CC-by-2.0)
Wie? Zu kalt? Ach kommen Sie.
Ja, zugegeben, es ist schon….sehr kalt. Aber es gibt doch so viele Vorteile, wenn es draußen so kalt ist. Gehen Sie mal bei diesen Minusgraden shoppen! Leere Geschäfte, keine Schlangen vor den Kassen. Und für eine leere Umkleidekabine bei H&M nimmt man doch gerne mal ein abgefrorenes Ohr in Kauf. Oder eine abgefallene Zehe.
Kauft man halt ‘ne Sockengröße kleiner. Und spart  so vielleicht noch was!

Auch sonst ist’s in der Stadt super. Im Schalterraum der Bank kommt man mit netten Pennern ins Gespräch, die es sich dort gemütlich gemacht haben. Überall kriegt man sofort was zu essen, weil sonst niemand da ist. Und selbst bei McDonald’s hören sie doch tatsächlich ab minus zehn Grad auf, die obligatorischen 15 bis 20 Eiswürfel ins Getränk  zu machen.
Selbst ausprobiert! Was will man mehr?

Die Ausfallquote auf dem Weg zum Bahnhof beziehungsweise über den Bahnsteig zum Zug soll sogar so hoch sein, dass sogar in den Rush-Hour-Zügen der Deutschen Bahn jeder einen Sitzplatz bekommt.
Das hab ich jetzt nicht persönlich ausprobiert.
Die ganzen erfrorenen Reisenden in der Schalterhalle haben mich dann doch abgeschreckt. So in rennender Pose festgefroren, das Rollköfferchen noch fest im Griff stehen die da – wie irgendwelche Eisskulpturen von einem trendigen Künstler in einem Schweizer Nobel-Skiort. Und auf den blauen Lippen steht der erfrorene Schrei: „Dreht doch verdammt noch mal jemand die Heizung auf!“

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Und auch was die überfüllten Hörsäle betrifft ist dieses Wetter doch ein Segen. Denn Bus bin ich gefahren. Der hält vor meiner Haustür. Zur Uni – fast leer! Und erst an der Uni. Luxus! Endlich die kleinen Lerngruppen die alle fordern! Ok, alle in dicken Wintermänteln und mit Handschuhen und Mütze, keiner hört was oder kann gar irgendwie gestikulieren, weil Ohren und Gliedmaßen erst langsam wieder auftauen – aber kleine Gruppen.

Da lohnt es sich doch wirklich, sich durch Eis und Schnee an die Uni zu kämpfen, während alle anderen aus Angst vor Erfrierungen zuhause bleiben.

Ohren und Zehen werden schließlich im Uni-Alltag maßlos überbewertet.