Mittwoch, 16. Februar 2011

Der X-Haken

Der Roman „Catch-22“ ist eine wunderbar bissige Kriegssatire des US-amerikanischen Autors Joseph Heller. Und ein absoluter Klassiker. Das Buch ist vor allem in Akademikerkreisen so beliebt, dass es sogar in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen auftaucht. Und das nicht, weil die durchgeknallten amerikanischen Bomberpiloten, die auf einem italienischen Stützpunkt alles dafür tun, um sich um den Einsatz zu drücken, in ihrem Verrücktheit so sehr der akademischen Welt ähneln.
Zumindest nicht primär wegen der Verrücktheit.

Foto: U.S. Airforce (PD)
Vielmehr hat sich „Catch-22“ im englischsprachigen Raum als Synonym für „Teufelskreis“ etabliert. Und die gibt es ja in der Wissenschaft oft genug. Auch wenn viele der so genannten "Teufelskreise" nur die einzigartige Unfähigkeit des Autors verschleiern sollen. Ich weiß wovon ich spreche. Nein, ich meine natürlich nicht mich. Aber mein Freund Bernie, B.A. Byzantinistik im 5. Fachsemester, spricht in seinen Hausarbeiten meistens von solchen „Teufelskreisen“.

Schuld an der unglaublichen Popularität des Synonyms „Catch-22“ ist einzig und allein der X-Haken: X besagt im Roman, dass die Sorge um das eigene Leben als fehlerloses Funktionieren des Gehirns zu werten ist. Wer die tödlichen Kampfeinsätze fliegt, ist zwar verrückt – wenn er sich aber beim Arzt für verrückt erklären lassen will, um nicht an die Front zu müssen, muss er bei Verstand sein. Und weiterfliegen.

Und da kommt dann doch wieder die akademische Welt ins Spiel. Denn diese Art von Teufelskreis begegnet uns auch da immer wieder. Zum Beispiel an deutschen Eliteunis. (Und Möchtegern-Eliteunis natürlich auch.) Die sind manchmal so gut, dass selbst die besten Studenten nur grottenschlechte Noten bekommen können. Wer eine 2,0 hat, kann schon mal ruhigen Gewissens den Benz als späteren Privatwagen für die Elite von Morgen vorbestellen. Wenn der dank Papis Geld nicht eh schon vor der Haustür steht. Alle anderen hätten zwar an jeder anderen Uni auch super Noten, können sich aber mit ihrem "Elite"-Abschlusszeugnis nun mal grade für gar keinen Master mehr bewerben. Weder an der Eliteuni, noch an der 08/15-Hochschule um die Ecke.

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Der akademische X-Haken sozusagen: Wer etwas werden will, muss an eine Eliteuni. Wer an einer Eliteuni ist, kann aber nichts mehr werden.

Höchstens vielleicht noch als Bomberpilot. Die Streitkräfte suchen schließlich immer Abiturienten und Akademiker.

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