Mittwoch, 1. Juni 2011

Dozenten

Dozenten haben viele Aufgaben. Von denen sie die einen eher lieber, die anderen eher nicht so gerne erledigen. Die Lehre gehört bei vielen leider zu letzterem. Kein Wunder. Haben doch die meisten Dozenten ursprünglich kein Lehramt studiert und da gelernt, wie man lehrt, sondern viel eher VWL oder Politikwissenschaft, weil ihnen einfach nichts Besseres eingefallen ist. Und dann sind sie irgendwann später auf diese schiefe Bahn mit der Lehre gekommen. Gott sei Dank, nimmt die ja seit Bologna an der Uni immer mehr ab. Denn kompaktere, oberflächlichere und vor allem weniger Kurse aufgrund der Studienzeit auf sechs Semester = weniger Lehraufwand. 

Aber diese Art von Dozenten macht natürlich auch wieder nur einen Teil des akademischen Personals aus. Denn auch hier gilt: Evolution ist überall. Und Evolution führt auch im Gattungsgebiet des Dozenten zu den unterschiedlichsten Arten. Die gängigsten möchte ich hier vorstellen.

       1. Der auf die schiefe Bahn Geratene
Der auf die schiefe Bahn Geratene hat sich, wie oben beschrieben, nie vorgenommen, in der Lehre zu enden und ist doch genau dort gelandet. Denn der Weg zur Besoldungsklasse W3 ist steinig – und gepflastert mit Studenten, die alle die Unverfrorenheit besitzen, etwas beigebracht bekommen zu wollen. Für den Studenten bedeuten Seminare mit dem auf die schiefe Bahn Geratenen: Null Input, langweilige Sitzungen nach Schema F und viel Eigenregie.

2. Das Alphatierchen
Das Alphatierchen tut alles, um nach vorne zu kommen – und gibt sich deshalb auch in der Lehre ordentlich Mühe. Das Ergebnis sind dann oftmals Sitzungen, die an eine Lehrprobe für Schulreferendare oder aber den Ausflug zur Erlebnispädagogik erinnern. Für den Studenten ist das Alphatierchen aber an sich gutartig.

3. Der Kumpeltyp
Der Kumpeltyp ist der perfekte Dozent: Noch halbwegs in der Altersklasse der Studenten, angemessener Unterricht und das wohlige Gefühl vermittelnd, mit dem würde ich auch einen Trinken gehen – was der Kumpeltyp auch gerne macht. Vorausgesetzt, er bekommt einen ausgegeben.

4. Der Pedant
Unter allen Dozentengattungen ist der Pedant mit Abstand die heimtückischste. Der Pedant hat jede Folie perfekt geprobt, lässt sich nicht durch störende Zwischenfragen aus dem Konzept bringen und ist zu allem Übel nicht ganz so schlecht in Mathe. Obwohl er das ja eigentlich auch nicht studiert hat. Auffälligstes Merkmal: Der Pedant rechnet gerne ECTS-Punkte in Arbeitsstunden um. „Lassen Sie mich überlegen, sie bekommen für diesen Kurs 6 ECTS Punkte, das bedeutet 180 Stunden Arbeitsaufwand. Bei 14 Semesterwochen sind das also genau 12,857 Stunden, die sie wöchentlich für diesen Kurs aufbringen können. Sie haben zwei Texte gelesen und hier eineinhalb Stunden gesessen…es ist also noch Platz für diese drei Aufgaben und ein kleines Essay.“

Diese Folge zum Nachhören 
gibt es auf www.radioaktiv.org
Durch dieses Verhalten gehört der Pedant zum bevorzugten Fotoabdruck auf den heimischen Darttafeln der Studenten. Vorausgesetzt diese haben Zeit, überhaupt Dart zu spielen. Haben sie das Pech, in einem Semester ausschließlich an Pedanten geraten zu sein, sind nämlich die 30 ECTS-Punkte, die es durchschnittlich in einem Semester gibt, auch wirklich 900 Arbeitsstunden.

Was einer schlanken 64-Stunden-Woche entspricht.

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