Mittwoch, 11. April 2012

Schädlinge

In Deutschland geht die Angst um. Die Angst vor dem Gefurchten Dickmaulrüssler. Nein, das ist weder der bislang unbekannte, uneheliche Halbbruder von Wum und Wendelin, noch der Hauptdarsteller einer neuen Reality-Doku auf RTL II. Nein, der Dickmaulrüssler ist ein ganz, ganz fieser Gartenschädling. So’n ekliger schwarzer Käfer, mit kleinen gelben Punkten. Und laut Wikipedia mit „ohrenförmige[n] wulstartige[n] Gebilde[n]“ an den Fühlern. Waah!

Foto: Denny Bruck (PD)
Also gucken Sie sich das Vieh bei Google an. Von dem würde man eher keinen Gebrauchtwagen kaufen.

Gut, dass der Dickmaulrüssler auch gar keine Gebrauchtwagen verkauft, sondern sich viel lieber über deutsche Gärten hermacht. Und genau das ist das Problem. Er frisst nämlich die Wurzeln vieler Gartenpflanzen. Böse.
Und deswegen kann man aktuell in so nahezu allen deutschen Tageszeitungen auch Tipps darüber lesen, wie sich der Dickmaulrüssler ausrotten lässt. Er hat’s ja nicht anders verdient!

Schön, dass wir grade sonst keine anderen Probleme haben. Ich mein, ok, die ganzen Bürgerkriege sind jetzt auch alle schon wieder irgendwie so lange am Laufen, dass es langweilig wird, jeden Tag über irgendwelche neuen Toten zu berichten, die irgendwo in einer trüben Gasse irgendeines arabischen Hinterlandes erschossen wurden. Dass Günter Grass bei der Vermarktung seiner Bücher auf unkonventionelle Methoden zurückgreift, kennen wir auch schon. Und die Meldung, dass im vergangenen Quartal wieder mehr Bachelorstudenten psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben, ist jetzt auch nicht wirklich ein neuer Hut.

Gaddafi ist tot, Ackermann ist auch bald in Rente. Klar, wir brauchen neue Feindbilder. Also ist der Gefurchte Dickmaulrüssler an der Reihe. Übrigens, wenn der uns zu langweilig werden sollte, hat er noch viele fiese Geschwister. Denn es gibt ja auch noch den Schwarzen Rüsselkäfer oder Kleeluzerne-Rüssler. Die sind aber anscheinend bisher einfach noch nicht straffällig geworden.

Oder haben einfach keinen so coolen Namen.
Diese Folge zum Nachhören
gibt es auf
www.radioaktiv.org


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen