Mittwoch, 11. April 2012

Schädlinge

In Deutschland geht die Angst um. Die Angst vor dem Gefurchten Dickmaulrüssler. Nein, das ist weder der bislang unbekannte, uneheliche Halbbruder von Wum und Wendelin, noch der Hauptdarsteller einer neuen Reality-Doku auf RTL II. Nein, der Dickmaulrüssler ist ein ganz, ganz fieser Gartenschädling. So’n ekliger schwarzer Käfer, mit kleinen gelben Punkten. Und laut Wikipedia mit „ohrenförmige[n] wulstartige[n] Gebilde[n]“ an den Fühlern. Waah!

Foto: Denny Bruck (PD)
Also gucken Sie sich das Vieh bei Google an. Von dem würde man eher keinen Gebrauchtwagen kaufen.

Gut, dass der Dickmaulrüssler auch gar keine Gebrauchtwagen verkauft, sondern sich viel lieber über deutsche Gärten hermacht. Und genau das ist das Problem. Er frisst nämlich die Wurzeln vieler Gartenpflanzen. Böse.
Und deswegen kann man aktuell in so nahezu allen deutschen Tageszeitungen auch Tipps darüber lesen, wie sich der Dickmaulrüssler ausrotten lässt. Er hat’s ja nicht anders verdient!

Schön, dass wir grade sonst keine anderen Probleme haben. Ich mein, ok, die ganzen Bürgerkriege sind jetzt auch alle schon wieder irgendwie so lange am Laufen, dass es langweilig wird, jeden Tag über irgendwelche neuen Toten zu berichten, die irgendwo in einer trüben Gasse irgendeines arabischen Hinterlandes erschossen wurden. Dass Günter Grass bei der Vermarktung seiner Bücher auf unkonventionelle Methoden zurückgreift, kennen wir auch schon. Und die Meldung, dass im vergangenen Quartal wieder mehr Bachelorstudenten psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben, ist jetzt auch nicht wirklich ein neuer Hut.

Gaddafi ist tot, Ackermann ist auch bald in Rente. Klar, wir brauchen neue Feindbilder. Also ist der Gefurchte Dickmaulrüssler an der Reihe. Übrigens, wenn der uns zu langweilig werden sollte, hat er noch viele fiese Geschwister. Denn es gibt ja auch noch den Schwarzen Rüsselkäfer oder Kleeluzerne-Rüssler. Die sind aber anscheinend bisher einfach noch nicht straffällig geworden.

Oder haben einfach keinen so coolen Namen.
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Mittwoch, 4. April 2012

Kryptographie

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Foto: LittleJoe (CC-by-3.0)
Zugegeben, man muss nicht immer und überall nach versteckten Botschaften und Verschwörungen suchen. Manchmal heißt „Wir bieten zwei Tutorien mehr an, damit die Kurse nicht überlaufen sind“ ganz einfach genau das. Und es macht wenig Sinn, zu suchen, welche Veranstaltung stattdessen aus dem Angebot gestrichen oder welcher Hausmeister dafür entlassen wurde. Und ob die Mensa um das Geld wieder reinzuholen auf Analogkäse umgestiegen ist. Zumindest das hat sie eh schon längst getan.

Aber nun lernt man – wenn dann die Zeit dafür reicht – im Studium ja auch, zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn man dabei die Entschlüsselung der wichtigsten Codes der Bologna-Sprache im Hinterkopf hat, umso besser.

„Wir tun alles was wir können, um die Situation für Studenten zu verbessern.“
„Wir tun, was wir können“ heißt in dem Fall: „Wir können doch nichts, was sollen wir also tun? Studenten? Törö! Oder: Leck mich am Allerwertesten…“

„Im Bachelorstudium lernen sie genauso viel wie in den alten Studiengängen – nur komprimierter.“
Heißt im Prinzip nichts anderes als „Wenn ich das oft genug wiederhole, glaubt’s mir irgendwann vielleicht sogar einer. Vielleicht verstehen Sie das ja auch gar nicht – und müssen erst einen Diplomer fragen, was ich meine. Finden Sie sich damit ab.“

Und natürlich einer meiner Lieblingssätze: „Der Bachelor ist ein praxisbezogener Studiengang.“ 
„Bei uns lernen Sie was fürs Leben: In der Arbeitsamtsschlange zu stehen ohne einzuschlafen, einen Termin beim Psychiater machen – und beim Institut für Sport kann man jetzt bald ganz praktisch den Taxischein in Wochenendkursen machen!“

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Merken Sie sich diese Sätze und vor allem ihre Entschlüsselung, sie werden Sie brauchen. Manchmal ist das Leben offenbar doch ein großes Rätsel. Gerade im Studium.

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Mittwoch, 28. März 2012

Modernisierung

Gestern hat mein Vermieter bei mir angerufen. Ob ich Gas hätte?
„Hab ich grade nicht zu Hause“, hab ich gesagt und er hätte sich sicherlich verwählt, hier ist nämlich nicht Putin…aber das das käme durchaus öfter vor, anscheinend hat der eine ganze ähnliche Nummer.

Nein, nein…ob ich noch einen Gasherd oder eine Gasheizung hätte. Das Haus werde nämlich in den kommenden Wochen modernisiert. Dann flöge das ganze alte Zeug nämlich raus. Und wenn sie grade dabei sind, werden auch gleich noch ein paar alte Kamine abgerissen und das Dach neu gedeckt. Aber wenn ich keine Gasheizung in meiner Wohnung hätte, dann wäre ich jetzt dann ja über die Bauarbeiten informiert.

Bauarbeiten.
Das wird mir in diesem Moment erst schlagartig klar. Bauarbeiten. Die machen Krach. Ganz plötzlich überkommt mich die Panik.
Werde ich noch genug Schlaf bekommen, wenn erst mal Herden von Bauarbeitern damit angefangen haben, das halbe Haus abzureißen und sich über das Dach her zu machen?
Werde ich vollkommen übernächtigt zur Uni gehen müssen?
Kein bisschen vorbereitet, weil ich mich wegen des Kraches nicht konzentrieren kann beim Lesen?

Werde ich deswegen womöglich durch die Klausur fallen? Meinen Abschluss in Gefahr bringen? Von der Uni fliegen? Plötzlich auf der Straße stehen, ohne Abschluss, ohne irgendwas. An die falschen Leute geraten? Drogenabhängig werden? Mir mein Crack dadurch beschaffen, dass ich in Sozialwohnungen einsteigen werde und alles zu Geld mache, was man irgendwie verwerten kann? Oder mich sogar prostituieren? Schließlich mit dem goldenen Schuss im Arm und vom eigenen Erbrochenen umgeben unter einer dreckigen Brücke am Neckarufer gefunden werden?

Ich bin verzweifelt. Und denke ernsthaft darüber nach, ob ich meine Wohnung nicht zum nächsten Ersten kündigen sollte. Es hat doch keinen Sinn mehr.


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Bis mir plötzlich einfällt, dass  nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Angekündigt wird viel. Zum Beispiel Bauarbeiten am Haus. Oder die Reform eines Studiensystems, die den Studenten endlich wieder die Möglichkeiten geben soll, wieder etwas Bleibendes aus der Studienzeit mitzunehmen, statt nur noch Wissen in sich hineinzufressen und strukturiert auszukotzen.

Wie gesagt: Angekündigt wird viel. Von der Umsetzung merkt man nachher meistens wenig.

Mittwoch, 21. März 2012

Drucken

„Was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“
Das klingt simpel. Isses auch. Trotzdem hat genau diese Erkenntnis den US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy Junior berühmt gemacht. „Murphy‘s Law“ – oder anders ausgedrückt: im Zweifelsfall wählt man im der Mensa immer genau das Menü, das einen früher oder später ins Krankenhaus oder zumindest über die Kloschüssel bringt.

Denn „Murphy‘s Law“ gilt nirgendwo mehr als im Studium.
Da möchte man kurz vor Abgabefrist seine Hausarbeit ausdrucken und natürlich gibt in genau diesem Moment dein Drucker den Geist auf. Und mit „Geist aufgeben“ meine ich nicht nur „Patrone leer“, sondern eine mittelschwere Tintenexplosion mit starker Rauchentwicklung.

Was tun? Meine erste Anlaufstelle: der Druckerpool an der Uni. Ich stecke also meinen USB-Stick ins Portal, meine Kopierkarte ins Gerät, drücke auf „Drucken“ und…nichts. Natürlich. Ich rufe also den netten Hiwi – und der startet den Druckaufgang noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Versucht‘s dann auf dem nächsten Drucker. Und wieder einem anderen…mit dem Ergebnis, dass der Druckauftrag zwar 13-mal von meiner Kopierkarte abgebucht wurde – aber kein einziges Blatt Papier auch nur aus einem der Drucker gekommen wäre.

Nun gut. Nun haben diese Studentenstädte ja den Vorteil, dass es jede Menge Copy-Shops gibt, denk ich mir. Und zufällig ist ja grade einer um die Ecke bei mir. Ich geh also hin und lese an der Tür…“Geöffnet ab… 12 Uhr?!“
Joa, das ist eine humane Zeit. Vor allem für den Ladenbesitzer.

Blöd, dass es erst in zwei Stunden Zwölf ist. Also abwarten, Tee trinken und die Schweißausbrüche angesichts der immer näher kommenden Deadline geflissentlich ignorieren.

Um exakt zwei Minuten nach Zwölf betrete ich schießlich den Copy-Shop um die Ecke. Der Ladenbesitzer blickt verstört von seinem PC auf (man sieht ihm an, dass lieber weiter mit seinen Nachtelfen bei Warcraft eine Horde Orks platt machen will statt mich jetzt zu bedienen) und bringt mir etwas entgegen, dass sich stark nach einer Mischung aus „Hä?“, „Mh?“ und „Watt?“ anhört. Als ich ihm mein Anliegen kundgetan habe, schafft er es aber dann doch tatsächlich, in nur wenigen Stunden, meine Hausarbeit auszudrucken (vorher müssen aber erst einmal noch ein paar Orks dran glauben).
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Und schließlich, Punkt 17:58 Uhr, zwei Minuten vor Abgabefrist, stehe ich vor der Tür des Dozenten. Wo mich allerdings nur ein Zettel begrüßt, auf dem steht, dass er kurzfristig in die Heimat fahren musste und man die Hausarbeit doch deswegen auch bis 18 Uhr per Mail einsenden dürfe.

Das ist der Moment, in dem ich hoffe, dass Murphy’s Law auch für Dozenten gilt.

Und die Horde Orks, die ich ihm gerade an die Gurgel wünsche, ihn daheim nicht verpasst.

Mittwoch, 14. März 2012

Zeitgefühl

Langzeitstudenten sind eines der größten Übel unserer Gesellschaft. Könnte man zumindest meinen, wenn man dem einen oder anderen Bildungspolitiker so zuhört. Auf einer Skala von 0 bis 10 rangieren Langzeitstudenten wahrscheinlich irgendwo bei -3. Also direkt zwischen Politessen und Borkenkäfern.

Gut, viele der Langzeitstudenten sehen ja auch aus wie ein Borkenkäfer. Aber deswegen braucht man sie doch nicht gleich verurteilen! Wolfgang Thierse darf schließlich auch seit über 20 Jahren in den Bundestag.
Womit wir beim Thema wären: Politiker.

Unsere allseits geliebte Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist ja bekanntlich eine glühende Verfechterin des Sechs-Semester-Bachelors. Von Klagen über Lernstress, hohe Arbeitsbelastung oder gar Forderungen nach einem flächendeckenden Acht-Semester-Bachelor will sie nichts hören, hat sie jetzt der Zeit gesagt.

Das wäre doch schließlich ein völlig falsches Zeichen, wo doch vor ein paar Jahren noch alle überlange Studienzeiten und die so genannten „ewigen Studenten“ beklagt hätten.

So. 
Jetzt darf man der armen Frau sicherlich zuallererst mal keinen Vorwurf machen. Denn Frau Schavan ist ja Politikerin. Und für die wird’s halt schwierig, wenn es plötzlich um längere Zeitspannen geht. Wo doch sonst maximal der Zeitraum bis zur nächsten Wahl zählt.

Ja, in Lübeck haben sie neulich einen Studenten rausgeschmissen, weil er nach 48 Semestern immer noch keine Anstalten gemacht hat, seinen Abschluss zu machen. Ok. Aber was sind denn das für Maßstäbe?

Seit wann ist denn jemand “ewiger Student“, wenn er mal in vier Jahre lang, mit Master vielleicht fünf oder sechs studiert? Damit liegt er sogar immer noch knapp unter dem Schnitt zu Diplom- und Magisterzeiten…
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Am besten, wir kürzen das mit der lästigen Wissensvermittlung einfach noch weiter, damit erst gar keiner auf die Idee kommt, auch noch sechs Semester als Langzeitstudieren zu bezeichnen.

Seine Brötchen kann man sich ja dann als Borkenkäfer verdienen. Wie man ein bisschen die Rinde abknabbert, lernt man auch in deutlich weniger als sechs Semestern.

Frau Schavan wird’s freuen.

Mittwoch, 7. März 2012

Man

Man ist kein wirklich schönes Wort.
Man ist irgendwie unpersönlich und nicht wirklich klar.
Wer oder was ist dieses man eigentlich? Eine Frau? Ein Mann? Man kann es nicht wirklich sagen.

Und genau deshalb lernt eigentlich jeder, der irgendwie mit Sprache zu tun hat oder in der Öffentlichkeit redet, dass sie oder er das Wörtchen man am besten aus seinem Sprachgebrauch streicht.
Außer Politiker.

Die benutzen das man nämlich ganz gerne, eben weil es so schön unpersönlich ist, dieses man. Und man damit eigene Fehler so schön kaschieren kann… man…

Man habe sich beim Umbau der Studiengänge viel zu lange auf formale Aspekte konzentriert und versäumt, die entscheidende Frage nach der Bedeutung von Wissenchaft für die Hochchule zu stellen. Das hat Bundesbildungsministerin Schavan nun in einem Interview zugegeben. Man hat versäumt…Wer ist denn dieses man? Doch sie? Also nicht Sie sondern sie. Also Schavan selbst?
Ja, ich geb’s zu, das ist jetzt grammatikalisch spitzfindig.

Es sei übrigens auch psychologisch verheerend, sagt die Ministerin weiter, wenn man die Botschaft vermittelte, universitäre Spitzenforschung seinur noch an wenigen Standorten möglich. Ja, wenn man das macht, ist das verheerend. Gut, dass Frau Schavan das nicht macht.
Ach, tut sie ja doch.

Und auch, wenn man die weiteren Kernaussagen des Interviews zusammenfasst, kommt man zu dem Ergebnis, dass man Humbodt oder zumindest seinen Grundgedanken von Bildung durch Wissenschaft nicht umgebracht hat…ne, das war ja, Sie werden es langsam ahnen, auch sie. Also Frau Schavan.

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Man bemüht sich natürlich auch darum, das Bildungssystem weiter zu verbessern. Wie schön, dass es wenigstens einer macht. Wenn schon nicht die Ministerin selbst. Wer oder was auch immer dieser man nun eigentlich ist.

Es ist aber auch einfach ein tolles Wort. Manmanmanmanman…!
 

Mittwoch, 29. Februar 2012

08/15

Angeblich schreibe ich in letzter Zeit zu viele „08/15-Folgen“. Hat man mir gesagt.

Also bitte?! 08/15-Folgen? Was denken die denn bitte von mir? Also das ist doch echt die Höhe! Natürlich mach‘ ich 08/15-Folgen. Ziehen Sie sich mal jede Woche so einen Blödsinn aus der Nase. Echt jetzt…manmanman…

Und damit das mit dem 08/15-Folgen schreiben nicht so schwer ist, hab ich mir ganz einfach einen Leitfaden dafür gebastelt. Sozusagen ein 08/15-Folgen-Rezept, das jeder ganz einfach nachkochen kann.

Gut, ich vesteh‘ schon, dafür braucht man die richtige Stimmung. Kein Problem. Stellen Sie sich einfach diese seicht-beschwingte Dudelmusik vor, die immer kommt, wenn Biolek gleich anfängt zu kochen.

Für eine 08/15-Folge brauchen Sie: 1300 Gramm funktionierendes Gehirn, ungefähr zweieinhalb Minuten Sendezeit oder 2.500 Zeichen und dieses Rezept.

Zunächst rühren wir als Basis eine leckere Story an. Das kann wahlweise eine luuustige Geschichte sein, die der Bachelor angeblich selbst erlebt hat. Oder irgendwas Aktuelles. Oder eben irgendein anderer Blödsinn, von dem man auf Biegen und Brechen irgendwie auf den Bachelor, Bologna oder sonstwas kommt. Gut anrühren, kurz ziehen lassen –fertig.

Moment  - das ist jetzt der Zeitpunkt, an dem es bei Bio schon längst ‘ne Flasche Wein gäbe. Das stellt Bachelor-Studenten als angehende Alkoholiker vor keine allzu großen Probleme, denn Wein haben die immer da. Prost.

Jetzt kommt in unserm Rezept der komplizierteste Teil. Irgendwie müssen wir wahnwitzige Parallelen zum Bachelorsystem ziehen. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man die ganze Zeit über Rührschüsseln oder Wollsocken geredet hat.

Ein Tipp: Auch hier hilft der Wein.

Mit ein bisschen Übung sollte das aber zu schaffen sein. Nur Mut! Kranke Gedankengänge lassen sich trainieren.

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So, jetzt noch alles schnell mit einem knackigen Schlusszitat garnieren (Am besten einfach den Anfangssatz nehmen und ein bisschen abändern), kurz mit ein einem Schluck Wein abschmecken  und – mmmmmmmmhhhhhhhhh – fertig ist die schön belanglose 08/15-Folge. Mahlzeit!

Zum Gericht empfehle ich übrigens eine Flasche Wein.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Vorbei...

Am Aschermittwoch ist alles vorbei…
…ja! Gott sei Dank! Denn egal ob Fasching, Fastnacht oder Karneval – jetzt isses rum. Gut so.

Foto: Kamée (CC-by-3.0)
Jetzt bin ich sicherlich nicht der unlustigste Mensch der Welt. Was ich aber nie verstanden habe, ist, warum man unbedingt ein paar festgelegte Tage im Jahr braucht, um mehr oder weniger gezwungen lustig zu sein. Ich bin‘s auch oft im restlichen Jahr. Und was ich ebenfalls nicht verstehe, ist, warum so viele Menschen „lustig“ sein für Komasaufen, Rumgegröhle und das Tragen lächerlicher Perücken und Brillen halten.

Klar, jedem das seine. Und wer gerne bei -5 Grad bei der Straßenfastnacht auf gefrorener Kotze ausrutscht, ok.
Aber so ein bisschen Rücksicht gegenüber anderen…
Denn es soll ja selbst an Fastnacht Menschen geben, die arbeiten müssen – oder studieren. Und da die Unis – auch in den Karnevalshochburgen – ihre Klausuren nicht verlegen, nur weil ein paar Menschen in schlechten Polizisten-, Piraten oder Arztkostümen durch die Straßen stolpern, würden sich zumindest manche Studenten etwas mehr Ruhe wünschen. Zum Beispiel in der Bahn.

Altweiberfastnacht, kurz nach 11 Uhr morgens, Regionalexpress der Deutschen Bahn: Eine Gruppe Studenten hat es sich mit ihren Unterlagen zum Lernen in einem Wagen gemütlich gemacht, der überraschenderweise NICHT von den Narren belagert ist, die sich sonst überall im Zug breit gemacht haben. Die Studenten grinsen sich an, wollen mit dem Lernen beginnen – als eine Horde Hausfrauen den Wagen stürmt. Verkleidet als Mexikanerinnen. Ist zumindest meine Schlussfolgerung, da sie lauthals „Fiesta Mexicana“ trällern. Auf jeden Fall ist das weder schön anzuhören, noch anzusehen.

Naja, vielleicht klappt es ja trotzdem mit dem Lernen – nicht. Denn jetzt haben die Damen „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ angestimmt. Dass es da kein Bier gibt, scheint sie nicht weiter zu stören – denn sie trinken ja Prosecco. Aus Plastikbechern. In Massen.

Ich versuche, die fragwürdige akustische Beschallung mit „God save the Queen“ auf meinem mp3-Player zu übertönen. Aber Sid Vicious und die Sex Pistols haben keine Chance gegen „Viva Colonia“ aus sturzbesoffenen Frauenkehlen. Morgens, halb 12 in Deutschland.

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„Traum von Amsterdam“, erschallt inzwischen durchs ganze Abteil. Schön. Wir fahren aber nach Mainz. Und das ist schon bitter genug. Ich verfluche Rex Guildo, die Höhner, die besoffenen Hausfrauen, die auf ihrem Stehplatz inzwischen bedrohlich schwanken – oder soll das Schunkeln sein? – und überhaupt die Fastnacht. Das mit dem Lernen wird jedenfalls nix.

„Leeve un leeve losse“ heißt es übrigens in einem anderen Lied der Höhner – „Leben und leben lassen“. An Fastnacht wird dieses Motto von den Narren allerdings anscheinend sehr einseitig ausgelegt.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Etikettenschwindel

Der FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis möchte Griechenland umbenennen. In „Hellas“. Dadurch kann das Land seiner Meinung nach sein altes, schlechtes Image loswerden und ganz neu durchstarten.
Klar.

Weil man ja auch sonst nichts tun muss, als dem Krisenland Nummer 1 einen neuen Namen geben – und schon wird aus der ehemaligen Schuldenhochburg Europas brummende Wirtschaftsmacht. Deutschland sollte sich schon mal warm anziehen.
Und bei solchen Ideen wundert sich noch irgendjemand, dass es mit der FDP bergab geht?

Bitte, eine Namensumbenennung allein bringt doch gar nichts. Das hat doch beim DSF schon nicht geklappt! Oder sehen Sie da heute etwa nachts weniger nackte Damen, die sich in Schlagsahne oder sonst was räkeln – wie es eigentlich bei der Umbenennung in „Sport1“ versprochen war? Natürlich nicht.
Purer Etikettenschwindel.

Wie, wissen Sie nicht, sie gucken nachts keine Sauereien auf DSF? Johaaa…und FDP haben Sie sicher auch noch nie gewählt, ne?

Etikettenschwindel. Pure Namensumbennenung ändert nichts. Um eine wirklich erfolgreiche Umbenennung zu finden, muss man wahrscheinlich in die Zeit zurückgehen, als „Raider“ in „Twix“ umbenannt wurde. Aber selbst da bleibt das Karamell genauso eklig zwischen den Zähnen kleben wie vorher.

Trotzdem gibt es eine Menge Studiengänge in Deutschland, die weiter das System des Etikettenschwindels verfolgen. Nämlich die Studiengänge, die angemahnt wurden, doch bitte das Arbeitspensum in ihren Bachelor- oder Masterprogrammen massivst zu minimieren. Haben sie. Auf dem Papier. Denn in der Prüfungsordnung steht zum Beispiel, das künftig nur noch eine einzige von drei Modulklausuren wirklich in die Endnote zählt. Das liest sich gut und klingt nach weniger Arbeitsstress.

Dumm nur, dass es dann immer mal wieder Studiengänge gibt, die intern plötzlich doch wieder alles in die Note einfließen lassen. Kann ja keiner so genau nachvollziehen. Etikettenschwindel.

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Denn der Student darf genauso viel lernen wie vorher – auch wenn außen was anderes drauf steht. Nicht „Hellas“ oder „Sport1“, sondern „weniger Stress“. Bin mal gespannt, wann das Problem wirklich gelöst wird. Wahrscheinlich zieht sich bis dahin selbst bei Sport1 nachts schon längst niemand mehr aus.

Und Griechenland ist schuldenfrei.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Kälte

Immer noch kalt, ne?

Foto: LadyDragonflyCC (CC-by-2.0)
Wie? Zu kalt? Ach kommen Sie.
Ja, zugegeben, es ist schon….sehr kalt. Aber es gibt doch so viele Vorteile, wenn es draußen so kalt ist. Gehen Sie mal bei diesen Minusgraden shoppen! Leere Geschäfte, keine Schlangen vor den Kassen. Und für eine leere Umkleidekabine bei H&M nimmt man doch gerne mal ein abgefrorenes Ohr in Kauf. Oder eine abgefallene Zehe.
Kauft man halt ‘ne Sockengröße kleiner. Und spart  so vielleicht noch was!

Auch sonst ist’s in der Stadt super. Im Schalterraum der Bank kommt man mit netten Pennern ins Gespräch, die es sich dort gemütlich gemacht haben. Überall kriegt man sofort was zu essen, weil sonst niemand da ist. Und selbst bei McDonald’s hören sie doch tatsächlich ab minus zehn Grad auf, die obligatorischen 15 bis 20 Eiswürfel ins Getränk  zu machen.
Selbst ausprobiert! Was will man mehr?

Die Ausfallquote auf dem Weg zum Bahnhof beziehungsweise über den Bahnsteig zum Zug soll sogar so hoch sein, dass sogar in den Rush-Hour-Zügen der Deutschen Bahn jeder einen Sitzplatz bekommt.
Das hab ich jetzt nicht persönlich ausprobiert.
Die ganzen erfrorenen Reisenden in der Schalterhalle haben mich dann doch abgeschreckt. So in rennender Pose festgefroren, das Rollköfferchen noch fest im Griff stehen die da – wie irgendwelche Eisskulpturen von einem trendigen Künstler in einem Schweizer Nobel-Skiort. Und auf den blauen Lippen steht der erfrorene Schrei: „Dreht doch verdammt noch mal jemand die Heizung auf!“

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Und auch was die überfüllten Hörsäle betrifft ist dieses Wetter doch ein Segen. Denn Bus bin ich gefahren. Der hält vor meiner Haustür. Zur Uni – fast leer! Und erst an der Uni. Luxus! Endlich die kleinen Lerngruppen die alle fordern! Ok, alle in dicken Wintermänteln und mit Handschuhen und Mütze, keiner hört was oder kann gar irgendwie gestikulieren, weil Ohren und Gliedmaßen erst langsam wieder auftauen – aber kleine Gruppen.

Da lohnt es sich doch wirklich, sich durch Eis und Schnee an die Uni zu kämpfen, während alle anderen aus Angst vor Erfrierungen zuhause bleiben.

Ohren und Zehen werden schließlich im Uni-Alltag maßlos überbewertet.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Eiszeit

Jetzt, wo viele Studenten wieder so langsam zum Semesterbeginn in Mannheim eintrudeln, steht der ein oder andere mal wieder vor der allwinterlich gleichen Situation. Denn bei diesen Energiekosten kann man natürlich nicht für vier Wochen eine menschenleere Wohnung heizen – wo kämen wir denn da hin?

Foto: Richard Harvey (CC-by-sa-3.0)
Also wurde die Heizung kurzerhand vor Weihnachten abgedreht, der Kaktus noch einmal gegossen und der Kühlschrank ausgestöpselt. Die länger haltbaren Sachen musste man übrigens nicht ausräumen. Oder gar das Gefrierfach abtauen. Wieso denn auch? Nach ein paar Tagen ist schließlich die komplette Wohnung kälter, als es ein elektronisch gekühltes Gefrierfach je sein könnte.

Ganz besonders cool finden das übrigens Mücken und anderes Kleingetier. Die fahren im Kaktustopf Schlittschuh. Also sind gefahren. Bis sie festgefroren oder elendig verkühlt sind.
Jetzt ist der Kaktustopf eher ein gläsernes Massengrab.

Aber sie hatten wenigstens was von dem Wasser. Der Kaktus selbst weniger. Er ist allem Anschein nach schon innerhalb der ersten drei Tage verendet. Durch die dick vereisten Scheiben kam wohl einfach nicht mehr genug Sonnenlicht. Photosynthese und so.

Der Student macht sich nun aber erst einmal daran, die Wohnung wieder auf Zimmertemperatur zu bringen. Was in der dicken Klamottenschicht aus langen Unterhosen, Skianzug, Thermojacke, Kamelhaarmantel und den drei Paar Handschuhen gar nicht mal so einfach ist.

Heizung auf Vollgas, zur Unterstützung den Backofen auf 220 Grad, Backofentür natürlich offen. Und nach 24 Stunden ist die Wohnung dann auch schon wieder halbwegs warm. In einem Neubau, wohlgemerkt. Im Altbau mit 4 Meter hohen Räumen nach so 48 Stunden. Und einer Nacht, die man auf dem Kleiderschrank geschlafen hat. Die Wärme steigt ja schließlich erst mal nach oben.

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Achso, bleiben natürlich noch die völlig vereisten Wasserleitungen. Sollte mit einem kleinen offenen Feuer an oder unter den entsprechenden Stellen relativ einfach zu lösen sein. Geht natürlich nur noch, bis Rauchmelder dann wirklich in allen Häusern zur Pflicht werden. Dann muss halt der Fön herhalten.

Wie? Bis es dann mal wieder annähernd 18 Grad in der Wohnung sind, hat man dreimal so viel Energie verbraucht, als hätte man die Heizung einfach die vier Wochen auf der niedrigsten Stufe laufen lassen?
Klar.

Aber wer heizt schon vier Wochen lang eine menschenleere Wohnung?

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Mittwoch, 18. Januar 2012

Sitcom

Mit Humor geht Vieles leichter.
Hat sich wohl auch ein Uniprofessor gedacht, als er diesen Tipp neulich seinen Studenten gegeben hat. Nachdem das Uni-Portal mal ganz entspannt alle Studenten seines Kurses von der Prüfung abgemeldet hatte.

Nun ist an diesem Lebensmotto sicherlich was dran, aber es soll ja auch Studenten geben, die nicht gerade eine Rheinische Frohnatur sind oder sogar so desillusioniert, dass sie den Pannen, die ihnen Tag für Tag begegnen, vielleicht nicht mehr mit dem super Humor begegnen können.
Echt blöd.

Aber da müsste man doch was tun können, dass da wieder Stimmung in den Laden kommt. Grade mit den heutigen technischen Mitteln. Hat doch eh jeder ein Smartphone. Wieso dann nicht einfach eine Humor-App? Mit der kannst du dann ganz leicht unter jede Situation so ein Sitcom-Lachen legen. Man drückt drauf und schon – Gelächter.
Ob das Ganze nun lustig ist oder nicht.

Der Student fällt aufgrund der Tatsache, dass er drei Klausuren an einem Tag hat, zum dritten Mal durch eine Prüfung und wird exmatrikuliert – Gelächter.
Das Portal stürzt wieder mal genau zur Veranstaltungsanmeldung ab – Gelächter.
Der Beamer in der Vorlesung gibt mal wieder den Geist auf – Gelächter.

Gerade bei diesem Beispiel sieht man doch, wie viel Potenzial diese App hätte! Denn wenn der Professor dann versucht, einen lockeren Spruch zu machen, über den aus Übermüdung, Desillusion oder ganz einfach wegen Dämlichkeit kein Schwein gelacht hätte – so à la „Dem geht heute kein Licht mehr auf…“ – Gelächter.

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Und wenn dann der nette, aber doof dreinblickende Haustechniker nach dem verzweifelten Anruf des Profs den Raum betritt, drückt man einfach den „Beliebte-Nebenfigur-tritt-auf“-Button der App und schon – Applaus.

Und selbst, wenn die Regierung mal wieder entscheidet, dass der Professor, der so fröhlich Lebensweisheiten unter seine Studenten streut, mehr Steuern bezahlen muss oder sogar sein Gehalt kürzt – Natürlich, Gelächter.

Ja, mit Humor geht Vieles leichter.